Immunzellen stellen Körperfett auf die Umwelt ein

Regulatorische T-Zellen spielen eine wichtige Rolle für die Funktion des Fettgewebes. Das zeigen Wissenschaftler des Helmholtz Diabetes Centers (HDC) am Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München (TUM) im Fachmagazin "Cell Metabolism".

Einfluss von Umweltreizen auf Fettgewebe nachgewiesen

Regulatorische T-Zellen spielen eine wichtige Rolle für die Funktion des Fettgewebes. Das zeigen Wissenschaftler des Helmholtz Diabetes Centers (HDC) am Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München (TUM) im Fachmagazin "Cell Metabolism".

Die Zahl an Menschen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes nimmt weltweit zu. Beide Krankheiten gehen mit einem defekten Stoffwechsel und Entzündungsprozessen im Fettgewebe einher. "Erste Untersuchungen weisen darauf hin, dass regulatorische T-Zellen - kurz Tregs - dabei eine wichtige Rolle spielen", erklärt Studienleiterin Dr. Carolin Daniel, Gruppenleiterin am Institut für Diabetesforschung (IDF) des Helmholtz Zentrums München und Wissenschaftlerin im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). "Das wollten wir nun näher untersuchen."

Sie und ihr Team arbeiteten im Versuchsmodell heraus, dass die Zahl der Tregs im Fettgewebe durch verschiedene Umweltreize ansteigt. Dazu gehörten eine kurzfristige Kältebehandlung, Stimulation des sympathischen Nervensystems (β3-Adrenozeptoren) oder eine kurzzeitige Gabe kalorienreicher Nahrung. "Alle diese Reize führten dazu, dass sich vermehrt Tregs aus Vorläufer-T-Zellen bildeten", so die Wissenschaftlerin. 

Die Stärke des Treg-Anstiegs war je nach Fettgewebstyp unterschiedlich: Besonders ausgeprägt war sie in braunem Fett, etwas schwächer im Unterhautfettgewebe und am schwächsten im Bauchfett. Um zu untersuchen, welche konkrete Funktion die Tregs im Fettgewebe ausführen, untersuchten die Forscherinnen und Forscher, welche Genaktivitäten sich dort veränderten. Vor allem im braunen Fett wurden verstärkt solche Gene abgelesen, die zur Thermogenese sowie zur Lipolyse und Oxidation von Fettsäuren gebraucht werden. Anschließende Untersuchungen ergaben zudem, dass die Signalmoleküle Stat6 und Pten eine tragende Rolle bei diesem Vorgang spielen.

"Für die Entwicklung personalisierter Therapiekonzepte zur Prävention und Behandlung von Adipositas und Diabetes ist ein besseres Verständnis der beteiligten immunologischen Mechanismen im Zielgewebe von entscheidender Bedeutung", so Studienleiterin Daniel. "Unsere Untersuchungen zeigen erstmals, dass Tregs quasi als Bindeglied den Einfluss von Umweltreizen auf das Fettgewebe steuern."

"Unsere Erkenntnisse beleuchten die komplexen Interaktionen zwischen unserem Körper und der Umwelt", kommentiert Prof. Dr. Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Direktor des HDC am Helmholtz Zentrum München und Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselerkrankungen an der TUM. "Wir wissen bereits seit einer Weile, dass Hormone dabei eine Schlüsselrolle spielen. Nun müssen wir wohl einkalkulieren, dass Immunzellen genauso wichtig für einen ausgeglichenen Stoffwechsel sein können. Insofern helfen uns die aktuellen Ergebnisse dabei, effizientere Wege zu entwickeln, den Kalorienhaushalt therapeutisch zu optimieren."