Individueller Zugang zu genomischen Krankheitsrisikofaktoren hat positiven Einfluss auf den Lebensstil

Eine große Studie zeigt, dass es sich langfristig positiv auf den Lebensstil auswirkt, wenn man Menschen persönliche genomische Informationen gibt.

Informationen zum persönlichen genetischen Risiko bewirkt Veränderungen im Patientenverhalten

Eine große Studie zeigt, dass es sich langfristig positiv auf den Lebensstil auswirkt, wenn man Menschen persönliche genomische Informationen gibt.

Die finnische GeneRISK-Studie versorgte 7.328 Menschen mit Informationen zu ihrem perönlichen Risiko, kardiovaskuläre Krankheiten (KHK) zu entwickeln. Die Informationen basierten auf genomischen und traditionellen Risikofaktoren und inspirierte die teilnehmenden Personen beispielsweise zu Gewichtsabnahme und Veränderungen des Rauchverhaltens. Fast 90 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass die ihnen bereitgestellten Informationen sie dazu veranlassten, besser auf ihre Gesundheit zu achten. Berichtet wurde von den Ergebnissen bei der European Society of Human Genetics.

Auch wenn belegt ist, dass Genomfaktoren das Krankheitsrisiko beeinflussen, wurden diese Informationen bislang wenig für Präventionszwecke verwandt. Elisabeth Widen, Seniorwissenschaftlerin am Institut für Molekularmedizin an der University of Helsinki und ihre Kollegen haben nun ein webbasiertes Gerät entwickelt, dass es Patienten und Ärzten ermöglicht, genomische Informationen einzusehen, die auf 49.000 mit Krankheiten verbundenen Genvarianten und lebensstilbezogenen Risikofaktoren basieren.

Das Gerätes KardioKompassi ermöglicht Patienten, ihr 10-Jahres Risiko für ischämische Herzkrankheit zu ermitteln. Das Gerät kombiniert Risikoinformationen basierend auf traditionellen Risikofaktoren, wie Alter, Geschlecht, Cholesterinwerte und Blutdruck mit einem polygenetischen Risikostatus. "Wo das allgemeine Krankheitsrisiko erhöht war, empfahl KardioKompassi den Patienten, ihren Arzt aufzusuchen, um zu besprechen, wie man es am besten reduzieren kann", sagt Dr. Widen.

Modell könnte auch auf andere Krankheiten angewandt werden

Bei erneuter Untersuchung achtzehn Monate später, waren die Ergebnisse beeindruckend. Im Vergleich zu einer vierprozentigen Rauchentwöhnungsrate der allgemeinen Bevölkerung, hörten 17 Prozent der Rauchenden in der Studie auf, und es wurde eine Gewichtsabnahme von 13,7 Prozent erreicht. Insgesamt lag risikoreduzierendes Verhalten wie Gewichtsabnahme, Rauchentwöhnung oder Arztbesuch bei den Teilnehmenden mit einem zehnprozentigen KHK-Risiko bei 32,4 Prozent. Teilnehmende mit geringerem Risiko kamen immerhin auf 18,4 Prozent.

"40 Prozent der Teilnehmenden, die ein hohes KHK-Risiko hatten, waren zu Studienbeginn Raucher, daher sind diese Ergebnisse vielversprechend. Wir glauben, dass es besonders motivierend ist, Menschen Informationen zu ihrem genetischen Profil zu geben - vielleicht einfach, weil es neue Informationen sind. Viele der Teilnehmenden wussten beispielsweise schon, dass sie hohe Cholesterinwerte hatten. Doch es war der Erhalt von Informationen zum persönlichen genetischen Risiko, das zu Veränderungen führte", merkt Dr. Widen an.

GeneRISK-Teilnehmer werden für Nachfolgestudien innerhalb der nächsten 20 Jahre abberufen und ihr Gesundheitsstatus wird genau beobachtet. Es sei zu erwarten, dass diejenigen, die ihren Lebensstil bereits in den ersten 18 Monaten veränderten, diese Veränderung auch beibehalten werden, so die Einschätzung des Forschungsteams.

Der allgemeine Trend zur Patiententeilnahme ist besonders wichtig für Präventionszwecke, halten die Forschenden fest. Im Vergleich zu generellen Informationen sind Informationen zum persönlichen Krankheitsrisiko besser geeignet, um zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Ansatz, Patienten in Umgang mit und Interpretation von genomischen Daten mit einzubeziehen, praktikabel und effektiv ist. Wir denken, dass unsere Studie ein Modell zum Gebrauch solcher Daten zur Gesundheitspflege darstellt, das leicht auch auf andere Krankheiten angewandt werden kann, bei denen es ähnlich vorteilhaft wäre", hält Dr. Widen abschließend fest.