Keine gemeinsame Linie im Kampf gegen HIV und Aids

Die Weltgemeinschaft wollte die Aids-Epidemie bis 2030 beenden, aber die Zeichen stehen schlecht. Schon vor der Corona-Krise waren viele Länder nicht auf der Zielgeraden.

Weltweit zu wenig zur Bekämpfung investiert

Die Weltgemeinschaft wollte die Aids-Epidemie bis 2030 beenden, aber die Zeichen stehen schlecht. Schon vor der Corona-Krise waren viele Länder nicht auf der Zielgeraden, wie das Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) zum Auftakt der Welt-Aids-Konferenz berichtete. Sie findet in diesem Jahr online statt. Die Coronvirus-Pandemie trübe die Aussichten weiter, hieß es.

Es gebe zwar Fortschritte. So würden inzwischen dreimal so viele Menschen wie 2010 mit einer antiretroviralen Therapie behandelt, heißt es in dem Bericht. Ende vergangenen Jahres waren das 25,4 Millionen der weltweit schätzungsweise 38 Millionen HIV-Infizierten. 690.000 Menschen starben 2019 an den Folgen ihrer Infektion, 39 Prozent weniger als 2010. Im vergangenen Jahr infizierten sich nach Schätzungen 1,7 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus, so wenige innerhalb eines Jahres wie seit 1989 nicht mehr.

Dennoch reiche das nicht. "Die Welt hat zu wenig investiert, zu wenig Menschen Zugang zu Behandlungen verschafft und dabei versagt, die Kurven mit neuen HIV-Infektionen und Todesfällen im Zusammenhang mit Aids bedeutend abzuflachen", heißt es in dem Bericht. Die für 2020 gesetzten Ziele würden verfehlt. So sollten sich weniger als 500.000 Menschen neu infizieren und weniger als 500.000 Infizierte sterben.

Erschwerte Lage durch COVID-19-Pandemie

2019 hätten nur gut Zweidrittel der finanziellen Mittel für Aufklärung und Behandlung zur Verfügung gestanden. "Dieses kollektive Versagen (...) hat einen hohen Preis: zwischen 2015 und 2020 hat es 3,5 Millionen mehr Infektionen und 820.000 mehr Todesfälle mit Bezug zu Aids gegeben, als es der Fall wäre, wenn die Welt im Plan gewesen wäre, um die Ziele für 2020 einzuhalten."

UNAIDS fürchtet, dass die Coronavirus-Pandemie die Lage noch schwieriger macht. Menschen konnten in vielen Ländern nicht zur Behandlung ins Krankenhaus gehen. Die Polizei habe mancherorts Corona-Verordnungen genutzt, um gegen Randgruppen der Bevölkerung wie Sexarbeitende vorzugehen, die besonders HIV-gefährdet sind. Wenn die Behandlung mit antiretroviraler Therapie nur für 20 Prozent der HIV-Infizierten für sechs Monate unterbrochen werde, führe das zu 110.000 zusätzlichen Todesfällen, so UNAIDS.