KI und digitale Technik verbessern Diagnose und Behandlung von Parkinson

Die Behandlung von an Parkinson erkrankten Menschen lässt sich durch die Nutzung digitaler Techniken wesentlich verbessern. Im Projekt DIGIPD geht es darum zu erforschen, wie Künstliche Intelligenz zu einer präzisen Behandlung der Erkrankung beitragen kann.

Digitale Techniken helfen das Verständnis für Parkinson zu verbessern

Die Behandlung von an Parkinson erkrankten Menschen lässt sich durch die Nutzung digitaler Techniken wesentlich verbessern. Im Projekt DIGIPD geht es darum zu erforschen, wie Künstliche Intelligenz zu einer präzisen und individuellen Behandlung der Erkrankung beitragen kann, etwa durch die Auswertung von Sensordaten oder durch die automatische Erkennung von Änderungen der Sprache, Mimik oder Motorik.

Die Parkinson-Krankheit betrifft sieben bis zehn Millionen Patient:innen in den westlichen Gesellschaften - mit steigender Tendenz. Die Erkrankten leiden unter Symptomen wie Tremor, Gang- und Sprachstörungen oder Gedächtnisverlust. Digitale Techniken haben das Potenzial, das Verständnis und die Behandlung der Parkinson-Krankheit grundlegend zu verändern. Doch bevor sie in der klinischen Praxis zum Einsatz kommen, soll zunächst ihr Nutzen für Patient:innen untersucht werden. Dies ist das Ziel im europäischen Forschungsprojekt "Validating DIGItal biomarkers for better personalized treatment of Parkinson’s Disease", kurz DIGIPD.

Digitale Biomarker zeichnen individuelle Krankheitsverläufe auf

Mit digitalen Biomarkern sind im Projekt etwa Sensoren gemeint, die den Gang der Patient:innen überwachen. Dazu werden die kleinen Geräte an den Schuhen befestigt und übermitteln drahtlos ihre Aufzeichnungen an ein Tablet. Hinzu kommen digitale Biomarker, die aus Aufzeichnungen der Stimme (auch per Telefon) und der Gesichtsbewegung (per Video) gewonnen werden. Die in klinischen Studien erfassten Daten werden analysiert und mit weiteren klinischen Studiendaten aus Erlangen, Paris und Luxemburg kombiniert.

Forschende bei Fraunhofer SCAI sowie an der Universität Luxemburg werten dann die Gesamtheit aller Studiendaten mit Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) aus. Dies soll wichtige Informationen darüber liefern, ob man anhand digitaler Biomarker verschiedene Krankheitsverläufe unterscheiden kann, ob die Auswertungen dabei helfen können, den Krankheitsverlauf zu prognostizieren und welche Beziehungen zwischen digitalen Biomarkern und bei Parkinson etablierten Messungen bestehen.

Neues Wissen, das durch diese Untersuchungen gewonnen wird, und die im Projekt entwickelten Algorithmen könnten einen wesentlichen Fortschritt für eine bessere individuelle Behandlung von Patient:innen darstellen. Behandelnde Ärzt:innen profitieren von diesen Ergebnissen, da sie ihre Behandlung frühzeitiger anpassen und so den Krankheitsfortschritt positiv beeinflussen können.

KI wertet biomedizinische Datenbestände aus

"DIGIPD setzt sehr stark auf die Analyse großer und komplexer Datenbestände", sagt Projektkoordinator Prof. Dr. Holger Fröhlich. Er leitet die Gruppe "KI und Data Science" bei Fraunhofer SCAI. "Wir setzen hierzu moderne Methoden der Künstlichen Intelligenz und des Maschinellen Lernens ein, die wir in unserer Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Auswertung biomedizinischer Daten erprobt und entwickelt haben", so Fröhlich. Ein wichtiger Punkt dabei ist auch die Untersuchung datenschutzrechtlicher und ethischer Aspekte bei der Auswertung von Patientendaten mittels KI.

DIGIPD bringt Expert:innen aus Medizin und Informatik auf dem Gebiet der Parkinson-Krankheit zusammen. Projektpartner sind das Brain and Spine Institute (ICM) in Paris, die Universität Luxemburg, das Universitätsklinikum Erlangen, die Télécom SudParis (Institute Polytechnique de Paris), die Universität Namur in Belgien, die Portabiles GmbH in Erlangen und die gemeinnützige Organisation "Asociatión Parkinson Madrid".

Das Projekt wird im Rahmen des europäischen ERA-Netzes zur personalisierten Medizin, ERA PerMed, im "Joint Transnational Call 2020" gefördert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) übernimmt die Förderung des deutschen Anteils am Projekt. DIGIPD startete im Mai 2021 und hat eine Laufzeit von drei Jahren.