Kinder- und Jugendpsyche häufiger auffällig

Der Versorgungsatlas hat aktuelle Daten zur Häufigkeit psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung vorgelegt. Die Kernaussage: Die Auffälligkeiten nehmen zu.

22% Steigerung bei psychischen Störungen

Der Versorgungsatlas hat aktuelle Daten zur Häufigkeit psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung vorgelegt. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, bei denen während eines Jahres mindestens einmal eine psychische Störung diagnostiziert wurde, stieg von 23% im Jahr 2009 auf 28 % im Jahr 2017. Dies entspricht einer Steigerung von 22%!

"Dieser Anstieg muss nicht grundsätzlich bedeuten, dass die Prävalenz psychischer Störungen zugenommen hat", erklärte Dr. med. Jörg Bätzing, der Leiter des Versorgungsatlas-Teams. Auch die zunehmende Sensibilisierung für eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und der offenere Umgang mit psychischen Störungen, sowohl durch Betroffene selbst als auch durch die Ärzteschaft und die Gesellschaft insgesamt kann eine Zunahme der Diagnosehäufigkeit erklären.

Die Studie unterstreiche zudem eine starke Alters- und Geschlechtsabhängigkeit der einzelnen Störungsbilder. Entwicklungsstörungen sind bis zum Vorschulalter die mit Abstand häufigste Diagnose. Ab dem Grundschulalter gewinnen Verhaltens- und emotionale Störungen zunehmend an Bedeutung. Im Jugendalter kommen neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen sowie affektive Störungen als relevante Krankheitsbilder hinzu.

Im Jahr 2017 wurde bei etwa jedem sechsten Heranwachsenden (17%) eine Entwicklungsstörung diagnostiziert, in der Gruppe der 5-jährigen Jungen erhielt fast jeder zweite eine Diagnose (45%). Altersgleiche Mädchen waren mit 32% etwas seltener betroffen. In den meisten Fällen handelte es sich um eine Sprachentwicklungsstörung. Die Studie des Versorgungsatlas bestätige damit vorausgegangene Untersuchungsergebnisse von Krankenkassen sowie Befunde von Schuleingangsuntersuchungen.