Kleines Gehirn durch schlechte Fitness

Forscher konnten einen Zusammenhang zwischen sportlicher Betätigung im mittleren Alter und Hirnvolumina feststellen. Das Erreichen und Aufrechterhalten einer körperlichen Fitness durch sportliche B

Forscher konnten einen Zusammenhang zwischen sportlicher Betätigung im mittleren Alter und Hirnvolumina feststellen.

Das Erreichen und Aufrechterhalten einer körperlichen Fitness durch sportliche Betätigung stellt oft eine Herausforderung dar. Die Vorteile einer guten Fitness sind hinreichend bekannt und die Physiologie hinter diesen Effekten ist nahezu vollständig verstanden.

Ein aktives und sportliches Leben kann uns vor einer ganzen Reihe von Krankheiten – einschließlich Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Schlaganfällen – wirkungsvoll schützen. Darüber hinaus begünstigt Sport unsere Cholesterinspiegel, verbessert die Qualität des Schlafes und kann uns sogar vor der Entstehung einiger Krebserkrankungen bewahren.

Eine neue Studie (DOI: 10.1212/WNL.0000000000002415), veröffentlicht im Journal Neurology, liefert nun Beweise für einen weiteren gesundheitlichen Vorteil von Sport: Es scheint so, als würde Sport dabei helfen, die Hirnmasse im hohen Alter aufrechtzuerhalten und einem Schrumpfen entgegenzuwirken.

Die Forschungsarbeit von Nicole Spartano verwendete Daten aus der bekannten Framingham Heart Study. Insgesamt nahmen 1.583 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren, ohne Demenz oder Herz-Kreislauferkrankungen an einem Laufband Test teil, um ihre individuelle Leistungsfähigkeit bewerten zu lassen.

20 Jahre nach diesen Tests wurden die Probanden ein zweites Mal auf ihre körperliche Fitness getestet, zusätzlich wurden sie einem MRT-Scan unterzogen. Die Fitness wurde ermittelt, indem die benötigte Zeit gemessen wurde, bis ihre Herzfrequenz auf ein bestimmtes Level angestiegen war. Je länger die Zeit andauerte bis die Herzrate erreicht wurde, desto fitter wurde eine Person eingestuft.

Geringere Fitness, kleineres Gehirn

Das Team fand im Rahmen ihrer Tests heraus: Wenn die Leistungsabnahme im Fitnesstest acht Einheiten betrug, schrumpfte das Gehirn so, dass dies einem Alterungsprozess von zwei Jahren entsprach. Als Probanden mit Herzerkrankungen und Beta-Blocker-Einnahme aus dem Vergleich ausgeschlossen wurden, ergab sich ein ähnlicher Rückgang von einem Jahr zusätzlicher Alterung.

Spartano präzisiert die Ergebnisse:

“Wir haben eine direkte Korrelation zwischen schlechter Fitness und der späteren Gehirnrückbildung gefunden, was einen beschleunigten Alterungsprozess des Gehirns indiziert.”

Bei den Ergebnissen der Studie handelt es sich allerdings ausschließlich um Beobachtungen, weshalb lediglich Assoziationen aus ihr abgeleitet werden können. Dennoch stellen die Ergebnisse neuartige und somit aufschlussreiche Erkenntnisse dar.

Nach dem Aufdecken der Korrelation stellt sich eine nächste wichtige Frage: Über welche Mechanismen kann körperliche Fitness unser Hirnvolumen beeinflussen und entsprechende neuronale Veränderungen hervorrufen?

Aus anderen Studien ist bereits bekannt, dass Trainingsprogramme, die zu einer Verbesserung der Fitness beitragen, Blutfluss, Sauerstoffversorgung und Neuroplastiziät im Gehirn kurzfristig verbessern. Im Laufe eines Lebens können diese Mechanismen konkrete Auswirkungen auf Alterungsprozesse im Gehirn haben und den kognitiven Abbau im Alter verringern.

Es gilt zu beachten, dass höchstwahrscheinlich nicht nur Sport, sondern viele weitere Lebensstilgewohnheiten einen Effekt auf die im Alter ablaufenden Abbauprozesse haben.

Training und das alternde Gehirn

Eine kleine Studie, die im Jahr 2006 veröffentlicht wurde, untersuchte sechs Monate lang die Wirkung von Aerobic-Übungen auf die Gehirngröße von 60 bis 79-jährigen Probanden. Die Forscher fanden dabei heraus, dass, verglichen mit einer Kontrollgruppe ohne regelmäßiges Training, sowohl die weiße als auch die graue Hirnsubstanz an Volumen zugenommen hat.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 stellte fest, dass durch ein 12-Wochen-Fitness-Programm bei überwiegend sitzenden 57-75-jährigen, die Hirndurchblutung und  die Leistung in Gedächtnistests signifikant verbessert werden konnten. Vieles deutet somit darauf hin, dass bereits eine kleine Anzahl von sportlichen Übungen nachweisbare positive Veränderungen in unseren Gehirnen bewirken kann.

Größere Studien werden in Zukunft anvisieren, die den Beobachtungen zugrundeliegenden Mechanismen zu erforschen und aufzuklären. In diesem Zusammenhang merkt Spartano an, dass sie gegenwärtig an der Ausarbeitung weiterer Studien arbeite, unter dem Motto “Veränderungen in der Aktivität über eine Lebensdauer beeinflussen die Gesundheit des Gehirns”.

Text: esanum/ pvd

Foto: WitthayaP / Shutterstock