Krankenhaus probt für den Katastrophenfall

Frankfurt gilt nach Berlin als potenzielles Anschlagsziel für Terroristen in Deutschland. Wie sind die Krankenhäuser für den Katastrophen- und Terrorfall gerüstet? Zumindest gibt es einen Plan dafür.

Krankenhaus-Alarmplan: "Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht" 

Frankfurt gilt nach Berlin als potenzielles Anschlagsziel für Terroristen in Deutschland. Wie sind die Krankenhäuser für den Katastrophen- und Terrorfall gerüstet? Zumindest gibt es einen Plan dafür.

Ein Flugzeugabsturz, ein Zusammenstoß zweier Hochgeschwindigkeitszüge oder ein Terroranschlag: Frankfurt ist für Katastrophen mit einem Klinik-Alarmplan gerüstet. "Ich bin sicher, dass wir gut aufgestellt sind", sagt Uwe Schweigkofler von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt (BGU). Der Notfallmediziner hat den Krankenhaus-Alarmplan für Frankfurt mit erarbeitet. "Wir können uns aber nur bedingt vorbereiten, eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht."

Die Mediziner haben beispielsweise keine Erfahrung mit Verletzten nach einem Terroranschlag. Deshalb arbeiteten sie eng mit der Bundeswehr und auch mit Israel zusammen. "Wir können solche Operationen aber nicht wirklich üben", sagt der Leitende Arzt des Notfall- und Rettungszentrums an der BGU.

Alles andere aber schon - bis zur Herrichtung der OP-Säle samt Team, Instrumentarium und Material. Entscheidend sei auch die enge Abstimmung mit dem Rettungsdienst und den Katastrophenschutzbehörden. Die Vorbereitung der Kliniken allein nutze nicht, wenn nicht auch die Schnittstelle zum Rettungsdienst funktioniere. Aber auch darin sei Frankfurt geübt.

100 Verletzte könnten auf einen Schlag auf die 16 Kliniken in Frankfurt verteilt werden, sagt Schweigkofler. Auch 200 Verletzte würden noch "relativ entspannt" untergebracht. Geregelt sei die Verteilung von bis zu 1000 Patienten. "Bei 100 Schwerverletzten wird Frankfurt auf die umliegende Region zurückgreifen müssen." Dies sei aber auch so vorgesehen. Die rund 600 zertifizierten Traumazentren in Deutschland könnten im Alarmfall jeweils zehn Patienten aufnehmen.

Was bedeutet ein Alarm mit einem sogenannten Massenanfall von Verletzten für eine Klinik? Sie muss innerhalb kürzester Zeit von der Individual- auf die Katastrophenmedizin umstellen, erklärt Schweigkofler. "Das kann man nicht üben." Allerdings könnten die Strukturen, die Abläufe, der Personaleinsatz und der Materialvorrat möglichst effektiv organisiert werden, um die sogenannte Chaosphase auf eine halbe Stunde zu begrenzen. Solange dauert es, bis die ersten Verletzten im Alarmfall im Krankenhaus ankommen. Dies hätten die Erfahrungen mit Anschlägen in New York, London und Madrid gezeigt.

Bei zehn Betroffenen beginnt in Frankfurt der "Massenanfall von Verletzten", ab 25 Verletzten werden die Krankenhäuser vorinformiert, wie der Notfallmediziner erklärt.

Was ist der Unterschied zwischen Individual- und Katastrophenmedizin? Innerhalb von 90 Sekunden wird entschieden, ob ein Patient schwer verletzt ist, stationär behandelt werden muss oder voraussichtlich eine ambulante Behandlung ausreicht. Entsprechend wird er in einen Raum weiter geleitet und behandelt, ein gebrochener Arm wird dann auch mal nur ruhig gestellt und nicht geröntgt, wenn anderes vorgeht.

Jeder müsse wissen, was er im Alarmfall zu tun hat, betont Schweigkofler. Dabei helfen neben Übungen klare Checklisten. "Es muss beispielsweise klar definiert sein, wer welche Gerätschaften in welchen Raum bringt."

Die Herausforderung des Krankenhausalarmplans beschreibt der Leitende Arzt des Notfall- und Rettungszentrums so: "Einen Öltanker in voller Fahrt kurz stoppen, um 180 Grad drehen, hochfahren und möglichst schnell wieder stoppen und umdrehen."

Die BGU probt etwa einmal pro Jahr den Alarmplan, die Kosten der letzten Übung beziffert Schweigkofler auf rund 100 000 Euro. "Wir müssen die Ökonomie, die ethischen Aspekte und die Strukturen berücksichtigen", beschreibt er die Schwierigkeiten des Alarmplans.