Kreative Lösungen gegen Landarztmangel benötigt

Dass sie es nicht allzu weit zur Ärztin oder zum Arzt haben, ist vielen Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern wichtig. Doch was tun, um Nachfolger für frei werdende Praxen in dünn besiedelten Gegenden zu finden - neue Anreize beim Medizinstudium?

Studienplätze für Bewerberinnen und Bewerbern aus ländlichen Regionen?

Dass sie es nicht allzu weit zur Ärztin oder zum Arzt haben, ist vielen Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern wichtig. Doch was tun, um Nachfolger für frei werdende Praxen in dünn besiedelten Gegenden zu finden - neue Anreize beim Medizinstudium?

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat für "kreative Lösungen" geworben, um dringend benötigte Hausärztinnen und Hausärzte für ländliche Gebiete zu gewinnen. "Man könnte darüber nachdenken, einen Teil der Medizinstudienplätze nach Regionen mit einem besonderen Bedarf an Ärztinnen und Ärzte zu verteilen", sagte der Chef der Bundesärztekammer. Beispielsweise könnte ein bestimmter Anteil der Plätze an Bewerberinnen und Bewerber aus dem Hochsauerland, dem Bayerischen Wald oder der Uckermark gehen – unabhängig vom Abiturnotenschnitt.

"Menschen, die selbst in der Region groß geworden sind, haben vielleicht eher die Neigung, nach dem Studium dorthin zurückzukehren", sagte Reinhardt. "Sie kennen und mögen die Region und wissen, dass man dort gut leben kann." Dies könnte ein weiterer Baustein sein, die Versorgung zu sichern. Helfen könnten sicherlich auch digitale Angebote.

Praxen können oft nur schwer neu besetzt werden

Vor allem in vielen dünn besiedelten Regionen drohen in den kommenden Jahren Probleme, wenn Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen. Reinhardt betonte: "Wichtig ist, angesichts des wachsenden Mangels an Arztstunden nicht in Panik zu verfallen, sondern die Herausforderungen ernsthaft anzugehen."

Erste Anreize bei der Studienplatzvergabe gibt es bereits. Als erstes Land hat Nordrhein-Westfalen eine "Landarztquote" eingeführt. Wer sich vertraglich verpflichtet, zehn Jahre als Hausärztin oder Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten, kann sich auf einen von rund 170 Landarzt-Studienplätzen bewerben - unabhängig vom üblichen Numerus clausus. Die Quote soll zunächst für knapp acht Prozent der Medizin-Studienplätze gelten. Solche Überlegungen gibt es auch in einigen anderen Ländern.

Durchschnittsalter leicht gestiegen

Beim Versorgungsangebot mit Hausärztinnen und Hausärzten, die für viele Menschen die ersten Anlaufstellen sind, gibt es große regionale Unterschiede. Das dichteste Netz hat laut Bundesarztregisters mit Stand Ende 2018 Kaufbeuren in Bayern mit 95,9 Hausärztinnnen und Hausärzten berechnet auf 100.000 Menschen. Am verhältnismäßig wenigsten gab es Ende 2018 in Herford in Nordrhein-Westfalen mit 50,4. Im Vergleich der Länder am höchsten ist die Dichte in Hamburg ( 74,1/100.000), Mecklenburg-Vorpommern (72,9) und Berlin (72,2). Am geringsten ist die Hausarztdichte in Westfalen-Lippe (59,9), Hessen (64,9) und Sachsen-Anhalt (65,2).

Besonders dringlich ist die Frage der Praxisnachfolge. Den größten Anteil an Hausärztinnen und Huasärzten über 65 Jahre hatte Ende 2018 Rheinland-Pfalz mit 18,9 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern waren es dagegen nur 9,3 Prozent. Bundesweit ist das Durchschnittsalter aller niedergelassenen leicht auf 54,2 Jahre (Vorjahr: 54,1) gestiegen. Höher liegt der Schnitt aber unter anderem bei Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern mit 55,5 Jahren und Praktischen Ärztinnen und Ärzten mit 62,4 Jahren.