Leberkrebs: Forscher entdecken mögliches Heilmittel

Ein Derivat des Vitamins A namens azyklisches Retinoid könnte dabei helfen, die häufigste Leberkrebsart, das Leberzellkarzinom, zu heilen.

Neue Studie zeigt, wie eine synthetische Form von Vitamin A gegen Leberkrebs wirkt

Ein Derivat des Vitamins A namens azyklisches Retinoid könnte dabei helfen, die häufigste Leberkrebsart, das Leberzellkarzinom, zu heilen.  

Geleitet wurde die Studie von Forschern des RIKEN Center for Integrative Medical Sciences in Japan. Die Forscher fanden heraus, dass das azyklische Retinoid die Ausschüttung eines Gens verhindert, welches zum Wachstum von Leberkrebstumoren führt. Studienleiter Soichi Kojima der Micro-Signaling Regulation Technology Unit am RIKEN Center und seine Kollegen haben ihre Ergebnisse kürzlich in dem Journal Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht. Rund 22.000 Männern und 9.000 Frauen in den Vereinigten Staaten wird jedes Jahr Leberkrebs diagnostiziert. Die häufigste Form des Leberkrebses ist das Leberzellkarzinom. Dieser Krebs beginnt als einzelner Lebertumor, der mit der Zeit größer wird oder anfängt, mehrere Krebsknötchen in der Leber zu bilden. Der größte Risikofaktor für Leberkrebs ist eine Hepatitis B oder C Infektion, da diese Viren zu Leberzirrhose führen können, die wiederum Zellschäden verursachen, die dann zu Krebs führen.

Vorige Forschung hat ergeben, dass azyklisches Retinoid, was ein synthetisches Derivat von Vitamin A ist, das Potenzial hat, das Wiederkehren von Leberzellkarzinomen bei Menschen, denen primäre Tumoren chirurgisch entfernt wurden, zu verhindern. Die genauen Mechanismen, die dieser Verbindung zugrunde liegen, waren aber unklar. Um mehr darüber zu erfahren, wie azyklisches Retinoid Leberzellkarzinomen vorbeugt, untersuchten die Forscher, wie der Wirkstoff das Transkriptom anderer Zellen, oder die RNA-Moleküle, die die Genexpression regulieren, beeinflusst. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass im Vergleich zu unbehandelten Zellen, die Zellen, die mit azyklischem Retinoid in Kontakt kamen, eine Reduktion der Expression eines Gens namens MYCN zeigten. Dieses Gen wurde mit der Entwicklung von Krebsarten wie Neuroblastom in Verbindung gebracht. Die Forscher unterdrückten dann die MYCN-Genexpression in Krebszellen. Dies hemmte nicht nur die Zellproliferation, verlangsamte die Zellkreislaufprogression und stoppte die Koloniebildung, sondern löste auch den Tod von Krebszellen aus. 

MYCN-Genexpression spielt eine Rolle bei Leberzellkarzinomen

Als nächstes fokussierten Kojima und seine Kollegen ihre Untersuchungen auf Krebsstammzellen. Diese sind sich selbsterneuernde Zellen, die zur Tumorbildung führen können. Wie die Forscher anmerken, können sich Krebsstammzellen der Krebsbehandlung entziehen und sind daher Schlüsselelemente beim Wiederauftreten von Krebs. Das Team stellte fest, dass wenn die MYCN-Genexpression bei menschlichen Leberzellkarzinomen erhöht wurde, dies die Expression verschiedener Marker erhöht, die mit Krebsstammzellen verbunden werden. Dies deutet darauf hin, dass die MYCN-Genexpression eine Rolle bei Leberzellkarzinomen spielt. Kojima erklärt: "Auf das Interessanteste an unserem Ergebnis sind wir gestoßen, als wir dann verschiedene Subpopulationen heterogener Krebszellen betrachteten. Wir fanden eine spezifische Gruppe EpCAM-positiver Krebsstammzellen, bei denen MYCN erhöht war." 

Das spornte das Team dazu an, zu untersuchen, ob die anti-Krebs Wirkung von azyklischem Retinoid aufgrund dessen Wirkung auf EpCam-positiven Krebsstammzellen zurückzuführen ist. Als die Forscher Leberzellkarzinome azyklischem Retinoid aussetzten, entdeckten sie, dass der Wirkstoff Zellen selektiv anvisierte und zerstörte, die EpCAM-positiv waren. Je höher die Dosis von azyklischem Retinoid, desto größer die Wirkung auf EpCAM-positive Krebsstammzellen. Kojima und seine Kollegen nahmen dann Leberbiopsien von zwölf Menschen mit Leberzellkarzinomen, dessen Krebs, durch Entfernung oder Resektion der Leber, entfernt wurde. Sechs dieser Patienten wurden jeden Tag 600 mg von azyklischem Retinoid für acht Wochen verabreicht. Die anderen sechs bekamen 300 mg des Wirkstoffs. Die Forscher stellten fest, dass die Biopsien der Patienten, die die höhere Dosis erhielten, weniger MYCN-Expressionen aufwiesen.

Insgesamt deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass azyklisches Retinoid vor einem Wiederkehren des Leberzellenkarzinoms schützen könnte, indem es die MYCN-Expression in EpCAM-positiven Krebsstammzellen reduziert. "Es ist bemerkenswert, dass azyklisches Retinoid ganz klar auf eine bestimmte Kategorie von Krebsstammzellen abzielt und uns wichtige Hinweise liefert, um das Wiederkehren von Krebs zu verringern und Patienten wirklich zu heilen", schließt Soichi Kojima ab. Die Forscher merken an, dass azyklisches Retinoid momentan in einer Phase-III-klinischen-Studie auf die Fähigkeit getestet wird, das Wiederkehren eines Leberzellkarzinoms zu verhindern.