LeberpatientInnen mit Mangelernährung behandeln

Unter- oder Mangelernährung bei PatientInnen mit alkoholbedingten Leberschäden und Leberzirrhose werden häufig in der Praxis unterdiagnostiziert sowie nur unzureichend therapiert. Diese PatientInnen sind in der Regel durch Hypermetabolismus, Muskelproteolyse (Sarkopenie) sowie eine geringe Nahrungsaufnahme charakterisiert.

Unter- oder Mangelernährung bei PatientInnen mit alkoholbedingten Leberschäden und Leberzirrhose werden häufig in der Praxis unterdiagnostiziert sowie nur unzureichend therapiert. Diese PatientInnen sind in der Regel durch Hypermetabolismus, Muskelproteolyse (Sarkopenie) sowie eine geringe Nahrungsaufnahme charakterisiert.

Die 6-Monats-Sterblichkeit bei unterernährten LeberpatientInnen ist in hohem Maße von der aufgenommenen Kalorienmenge pro Tag abhängig. So steigt die Mortalität bei Betroffenen mit einer Kalorienaufnahme von < 1.000 kcal/d auf mehr als 80% an. Werden indes mehr als 3.000 kcal/d verzehrt, liegt sie bei unter 5%.

LeberpatientInnen neigen aber auch ohne Alkoholschäden zu einer Unterernährung, was vor allem auf die reduzierte metabolische Funktion der geschädigten Leber zurückzuführen ist. Ein häufig z. B. mit einer Zirrhose einhergehender Aszites fördert zudem eine geringere Nahrungsaufnahme.

Ernährungstherapie bringt Vorteile

Einmal diagnostiziert, hilft den PatientInnen lediglich eine hochkalorische Ernährungstherapie, um das Körpergewicht schnellstmöglich zu erhöhen und zu halten sowie dadurch den weiteren Proteinabbau in der Muskulatur zu stoppen.

In den meisten Fällen umfasst eine solche "ernährungsmedizinische Verschreibung" eine höhere Frequenz von Mahlzeiten (circa 5-7 Mahlzeiten am Tag). Hinzu kommen sogenannte Nacht-Snacks, ganz nach Belieben. Was für jeden Gesunden nicht zu empfehlen ist, nämlich abends nach dem Abendessen noch zu snacken, dürfen, nein müssen leberkranke Menschen mit Unterernährung tun, um zu überleben.

Doch neben dem Gewichtszuwachs bietet ein solches kontrolliert therapeutisches Vorgehen weitere Vorteile für die PatientInnen: Neben dem Überleben wird gleichzeitig das Risiko für eine hepatische Enzephalitis sowie die häufig damit einhergehenden bakteriellen Infektionen reduziert.

Ernährung plus metabolisches Management

Ein Hauptproblem beispielsweise bei Zirrhose-PatientInnen ist deren oft bereits weit fortgeschrittene Sarkopenie, der Abbau der Muskelproteine. Selbst bei sofortiger Nahrungsumstellung müssen die PatientInnen immer erst durch die sogenannte "nutritional gap". Dies bedeutet, dass selbst nach einem raschen Anstieg der Kalorienaufnahme etwas Zeit vergeht, bis sich der Stoffwechsel verändert.

Daher ist es wichtig, diesen PatientInnen zusätzliche Mengen Proteine anzubieten. Eine Proteinmenge entsprechend 1,5 g/kg KG/d ist hier die Richtgröße. Mit einer normalen ausgewogenen Ernährung werden die Betroffenen es allerdings schwer haben, diese benötigten Eiweißmengen auch zu erreichen. Daher empfiehlt es sich, bereits beim Frühstück dem Joghurt oder Müsli ein paar Löffel Extraproteine hinzuzusetzen.

Die wirklich letzte Maßnahme, welche die Ernährung von Leberpatienten sichern sollte, wenn alle anderen Ansätze versagt haben, ist die Magensonde. Laut Studienlage verbesserte ein solches Vorgehen jedoch ebenso das Mortalitätsrisiko von 47% auf 12%.

Fazit

Alkoholbedingte Leberschäden und Leberzirrhose führen in der Mehrzahl der Fälle zu einer Unterernährung und in einen hypermetabolischen Zustand mit Sarkopenie. Unerkannt oder nur unzureichend therapiert, endet dieser Zustand meist innerhalb von wenigen Monaten tödlich. Der einzige Ausweg ist daher eine Ernährungstherapie gekoppelt mit einem metabolischen Management dieser PatientInnen. Eine tägliche Aufnahme von mindestens 1,5 g Protein pro kg Körpergewicht ist dafür unabdingbar.

Veranstaltung: Hotspot Symposium "Nutrition and Liver", UEG Week 2019, Barcelona