Leistungsfähige Kliniken sollen besonders gefördert werden

Mit seiner Klinikförderung will Gesundheitsminister Lucha überlebensfähige Strukturen in der stationären Versorgung schaffen. Mit Millionen soll unter anderem medizinische Kompetenz in größeren Kliniken gebündelt werden. Dem Klinikverband reicht das nicht.

Mit seiner Förderung will Gesundheitsminister Lucha bessere Strukturen in der stationären Versorgung schaffen

Mit Millionen soll unter anderem medizinische Kompetenz in größeren Kliniken gebündelt werden. Dem Klinikverband reicht das nicht.

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) will vor allem größere und leistungsfähige Klinken bei Bauprojekten unterstützen. "Wir wollen heute Kliniken und Standorte fördern, die auch in 20 Jahren noch am Markt sein können", sagte er am Dienstag in Stuttgart. Krankenhäuser mit kleinteiligem Angebot kämen oft nie aus den roten Zahlen heraus. Wenn es Schließungen gebe, werde aber im Schulterschluss von Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung, Trägern und Land für eine weitere medizinische Versorgung - auch in Notfällen - in ambulanter Form gesorgt.

Allerdings müsse man jeden Gesundheitsstandort betrachten. "Die Region Stuttgart ist zum Beispiel überhaupt nicht vergleichbar mit der Region Freudenstadt." Gerade im ländlichen Raum unterstütze das Land auch kleinere Krankenhäuser, weil sie für die Gesundheitsversorgung einer Region unverzichtbar seien.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gab zu bedenken, die Bevölkerung befürworte zu 90 Prozent den Erhalt des örtlichen Krankenhauses - wo die Menschen sich letztlich operieren lassen, sei aber eine ganz andere Frage.

AOK-Landeschef Christopher Hermann sagte: "Grundsätzlich gilt für die Krankenhausplanung im Land, dass in Baden-Württemberg nicht jedes Krankenhaus die Qualität hat, die möglich ist und benötigt wird."

Welche Folgen die Bündelung medizinischer Kompetenz haben könnte, erläuterte Hermann an einem Beispiel: Würden bei Darmkrebs-Operationen nur noch Kliniken mit mindestens 50 Fällen und zertifizierte Zentren operieren, dürften nur noch 51 der 102 Häuser im Land den Eingriff vornehmen. Die Anfahrt würde sich im Schnitt um nicht mal fünf Kilometer verlängern.

Der Konzentrationsprozess hat im Südwesten schon etliche Schließungen nach sich gezogen. Die Anzahl der Krankenhäuser in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft sank von 151 im Jahr 1997 auf 92 im vergangenen Jahr.

Das Land investiert in diesem Jahr 455 Millionen Euro in den Krankenhausbau - nach 463 Millionen im Vorjahr. Davon entfallen rund 235 Millionen Euro auf acht dringliche Bauprojekte. Die höchste Summe haben die Alb-Fils-Kliniken in Göppingen mit 304 Millionen Euro beantragt. Dort ist ein Neubau mit 600 Betten vorgesehen. Weitere Ausbau-, Neubau-, Sanierungsprojekte werden in Buchenbach, Bad Friedrichshall, Karlsruhe, Ludwigsburg, Mannheim, Ostfildern und Sigmaringen unterstützt. Dass das Bauprogramm in diesem Jahr 12,5 Millionen Euro kleiner ausfällt als im Vorjahr, ist laut Lucha einem Beitrag zur Haushaltskonsolidierung geschuldet. Seit 2010 seien die gesamten Mittel aber um 30 Prozent gewachsen.

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft forderte mit Blick auf große Neubauten und die Digitalisierung der Kliniken 100 Millionen Euro mehr pro Jahr. "Und das Geld ist ja da, da muss man sich nur die sprudelnden Steuereinnahmen anschauen", sagte Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag. Lucha konterte: "Das ist die Kategorie Reflex."