Linke bemängelt System der Gesundheitskontrollen bei Schülern

Ob Sprachstörung, Übergewicht oder schiefe Zähne, je früher gesundheitliche Defizite bei Kindern erkannt werden, desto besser. Doch das Kontrollsystem hat Lücken.

Personalmangel verhindert gesetzliche Schuluntersuchung

Ob Sprachstörung, Übergewicht oder schiefe Zähne, je früher gesundheitliche Defizite bei Kindern erkannt werden, desto besser. Doch das Kontrollsystem hat Lücken.

Die Linke beklagt teilweise erhebliche Personallücken in den staatlichen Gesundheitsämtern und befürchtet negative Folgen für die Schülergesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. Von knapp 69 Amtsarzt-Stellen seien im Vorjahr landesweit 7 nicht besetzt gewesen, sagte die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, unter Berufung auf die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage ihrer Partei. Demnach hätten allein im Landkreis Rostock vier und damit ein Drittel der benötigten Mediziner gefehlt, die auch für die regelmäßigen Gesundheitskontrollen bei Kindern zuständig sind.

"Wie so die Durchsetzung der gesetzlichen Pflicht zur Schuluntersuchung gewährleistet werden soll, bleibt das Geheimnis der Landesregierung", erklärte Oldenburg. Zudem verwies sie auf die vielerorts wieder steigenden Schülerzahlen im Land, was die Arbeitsbelastung der Amtsärzte in den sechs Landkreisen sowie Rostock und Schwerin noch erhöhe. Fragen nach dem Umfang der schulärztlichen Untersuchungen bei Vorschülern sowie in den Klassenstufen vier und acht im vorigen Schuljahr ließ die Regierung unbeantwortet. Wegen eines fehlenden Software-Updates hätten die Gesundheitsämter die etwa 30.000 anonymisierten Datensätze "nicht in der üblichen Form übermitteln können", hieß es in dem Schreiben zur Begründung.

Oldenburg reagierte mit Befremden: "Es ist unglaublich. Die Landesregierung hat keinen blassen Schimmer über den Stand der schulärztlichen Untersuchungen bei den Schülerinnen und Schülern. Und der Schuldige ist ein Softwareunternehmen, das kein Update für die Software liefern kann", stellte die Oppositionspolitikerin fest. Diese Aussage der Regierung zeige die Ahnungslosigkeit bei der Gesundheitskontrolle im Schulbereich. Oldenburg mahnte "schleunigst" ordnungsgemäße Vorschul- und Schuluntersuchungen sowie eine wirksame Kontrolle an.

Wie wichtig regelmäßige Untersuchungen von Schülern sind, zeigt der Blick auf die Statistik. So wird bei jedem achten Schulanfänger im Nordosten Übergewicht festgestellt. Bei gut fünf Prozent der Erstklässler liegt sogar Fettleibigkeit vor, die zu schweren Gesundheitsschäden wie Diabetes führen kann, wenn sie unbehandelt bleibt. Bei jedem vierten Kind diagnostizieren die Ärzte bei den Schuleingangsuntersuchungen Sprachstörungen, bei etwa jedem sechsten Bewegungsstörungen. Funktionierende Kontrollstrukturen seien somit unverzichtbar, um rechtzeitig Probleme erkennen und gezielt reagieren zu können, betonte Oldenburg.

In Mecklenburg-Vorpommern sind neben der Schuleingangsuntersuchung auch Gesundheitskontrollen in den Klassen vier und acht sowie mehrere zahnärztliche Untersuchungen gesetzlich vorgeschrieben. Früheren Angaben zufolge wurde die Vorgabe in einigen Regionen aber nicht immer umgesetzt.