Mangelhafte Palliativmedizin - Patientenschützer schlagen Alarm

Die meisten Menschen wollen zu Hause oder in einem Hospiz sterben. Doch nur wenigen wird der Wunsch erfüllt. Patientenschützer fordern eine bessere palliative Versorgung Sterbender.

Erhöhter Pflegebedarf, fehlende Statistiken, kaum Geld

Die meisten Menschen wollen zu Hause oder in einem Hospiz sterben. Doch nur wenigen wird der Wunsch erfüllt. Patientenschützer fordern eine bessere palliative Versorgung Sterbender.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht in Sachsen Verbesserungsbedarf bei der Versorgung schwerstkranker, pflegebedürftiger und sterbender Menschen. 60 Prozent der Sterbenden benötigten eine palliative Begleitung, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Aber nur maximal 14 Prozent der Betroffenen erhielten diese auch. "Eine große Baustelle dabei ist die Gleichstellung der Sterbenden in Pflegeheimen, die palliative und hospizliche Begleitung benötigen."

Denn während für die wenigen Sterbenden in Hospizen von den Sozialkassen monatlich rund 8.300 Euro pro Person aufgewendet würden, gebe es im Pflegeheim nur bis zu 2.005 Euro. "Das ist zutiefst ungerecht. Der Freistaat muss im Bund darauf drängen, einen Anspruch auf Hospizleistungen für Heimbewohner zu schaffen", sagte Brysch, der als Experte auch vor der Enquete-Kommission Pflege des Sächsischen Landtags in Dresden sprechen wird.

Nur schätzungsweise zwei Prozent sterben in Hospizen

Die Pflegreform habe dazu geführt, dass viele Bedürftige mit niedrigerem Pflegegrad nicht mehr ins Heim zögen. "Eine ausgewogene Bewohnerstruktur geht so verloren und Pflegeheime werden zur Endstation für Schwerstpflegefälle", warnte Brysch. Hürden zum Heimeinzug bei niedrigem Pflegegrad müssten abgebaut werden.

Zugleich forderte er eine amtliche Statistik zur Erfassung der Sterbeorte. Dazu gebe es in Sachsen wie im Bund bislang nur Schätzungen. "Um auf die Bedürfnisse der Sterbenden reagieren zu können, muss aber bekannt sein, wo die Menschen sterben." So erfahre der Sterbeort Hospiz zwar viel öffentliche Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Förderung. "Allerdings sterben hier geschätzt nur zwei Prozent der Menschen", sagte Brysch.

Die Enquete-Kommission "Sicherstellung der Versorgung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege älterer Menschen im Freistaat Sachsen" will auf ihrer elften Sitzung gut ein halbes Dutzend Experten hören. Bis Ende des Jahres wollen die 20 Abgeordneten und fünf externe Sachverständige Vorschläge erarbeiten, wie die Versorgung der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen im Freistaat sichergestellt werden kann.