Masernschutz nicht nur für Flüchtlinge

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wies erneut auf seine Leitlinien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei Migranten hin. Besonders wichtig sind dabei Schutzimpfungen. Am meisten profitieren neu eingewanderte Migranten von einer MMR-Impfung; doch nicht nur diese.

Der beste Masernschutz umfasst die Gesamtbevölkerung

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wies neuerlich auf seine Leitlinien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei Migranten hin. Besonders hohe Priorität kommt dabei den Schutzimpfungen zu. Am meisten profitieren demzufolge von einer MMR-Impfung neu eingewanderte Migranten; doch nicht allein nur diese.

Insgesamt betrachtet stellen Migranten und Flüchtlinge per se kein größeres gesundheitliches Risiko für die Allgemeinbevölkerung in Deutschland oder EU-weit dar. Dennoch sind gerade Flüchtlinge aufgrund ihrer Fluchtgeschichte einem größeren Risiko für Infektionskrankheiten ausgesetzt. Die Flüchtlinge sind jedoch nicht die Ursache von Infektionskrankheiten, sondern vielmehr gut geeignete Vektoren aufgrund ihrer gesteigerten Vulnerabilität infolge von Krieg, Mangelernährung, fehlender Gesundheitsversorgung und aufgrund ihres oftmals unzureichenden Impfstatus.

Nicht vergessen werden darf darüber hinaus, dass auch hierzulande die Zahl der Nichtgeimpften gerade bei den Masern noch immer sehr hoch ist. Zusammen mit der steigenden Zahl vulnerabler Menschen, die Europa und so auch Deutschland erreichen, begünstigt dies das Auftreten größerer Masern-Ausbrüche, wie sie in den vergangenen Jahren bereits in Deutschland, aber ebenso in Italien, zu beobachten waren.

Das ECDC setzt Prioritäten in Sachen Infektionsschutz

Auf der ECDC-Prioritätenliste ganz oben findet sich die MMR-Impfung (Masern/Mumps/Röteln). Diese sollten den Empfehlungen gemäß allen Kindern und Jugendlichen ohne Impfnachweis angeboten werden. Ebenso sollen diese Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio und HiB erhalten. Bei erwachsenen Migranten sind Nachimpfungen, bzw. oftmals Erstimpfungen, gegen Diphtherie, Tetanus und Polio zusätzlich zur MMR-Impfung sinnvoll.

Auf den ersten Blick bereits fällt auf, dass sich die Empfehlungen seitens des ECDC mit denen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) decken.

Impfstatus ebenso bei PatientInnen ohne Migrationshintergrund prüfen

Jugendlichen mit Migrationshintergrund fehlt häufiger die erste oder zweite Masernimpfung, als es bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund in Deutschland festzustellen ist. Die Masernimpfung erfolgt aber auch hierzulande noch immer zu oft nicht zeitgerecht. Nach Aussage des RKI (Stand 2017) ist Deutschland inzwischen sogar in Europa das Schlusslicht bei der Masernelimination. Kein Grund also, bei Masern-Ausbrüchen immer wieder nur allein auf die Migranten und Flüchtlinge zu schauen.

Erstmals 2017 hatten Forscher des RKI die absolute Zahl der Kinder hochgerechnet, die zum empfohlenen Zeitpunkt nicht oder nur unvollständig gegen Masern geimpft waren. Die erste Masernimpfung wird von der STIKO derzeit im Alter zwischen 11 und 14 Monaten empfohlen. Eine zweite Impfung steht dann für Kinder zwischen 15 und 23 Monaten an.

Den Erhebungen des RKI zufolge waren jedoch im Alter von 24 Monaten bundesweit 150.000 Kinder des Jahrganges 2013 nicht vollständig und weitere 28.000 Kinder überhaupt nicht gegen Masern geschützt. Die Problemregionen liegen vor allem in den Ballungsräumen der Republik, allen voran in Dresden, Hamburg, Köln, Leipzig und München. Dort hatten im Alter von 24 Monaten zwischen 2.000 und 4.100 Kinder des Jahrgangs 2013 keinen ausreichenden Impfschutz gegen die Masern, in Berlin waren es sogar 7.300 Kinder. Für die zweite Masern-Schutzimpfung der Kinder im Alter von 24 Monaten lässt sich derzeit allerdings ein starker Aufwärtstrend beobachten. So stieg die Zahl für Kinder aus den Jahren 2004 und 2013 von 59,1 % auf 73,7 %.

Das RKI empfiehlt frühzeitige Schutzimpfungen bei Migranten und Asylsuchenden, bevorzugt bereits in den ersten Tagen nach Ankunft in Deutschland. Einen möglichst frühzeitigen Impfschutz empfiehlt die STIKO darüber hinaus ebenso für in Deutschland geborenen Kinder. Letztlich werden nur beide Impfstrategien zusammen die Zahl der Masernfälle hierzulande reduzieren helfen.

Weitere Informationen finden Sie im Infocenter Impfen.