Mehr Schulsport für chronisch kranke Kinder

Chronisch kranke Kinder – zum Beispiel mit angeborenen Herzfehlern, Diabetes Typ I oder Asthma – sollten nicht vom Schulsport befreit werden, sondern im Gegenteil, es sollten verstärkt individuell angepasste Trainingsprogramme zum Einsatz kommen.

Sportunterricht hat viel Potenzial, das bisher ungenutzt bleibt 

Chronisch kranke Kinder – zum Beispiel mit angeborenen Herzfehlern, Diabetes Typ I oder Asthma – sollten nicht vom Schulsport befreit werden, sondern im Gegenteil, es sollten verstärkt individuell angepasste Trainingsprogramme zum Einsatz kommen. Das fordern Experten anlässlich der Deutschen Herztage 2018 in Berlin auf der Basis von Studienergebnissen. Ihr Motto: So viel Sport wie möglich, nur so viel Sportrestriktion wie nötig.

Schulsport hätte ein großes Potenzial für Prävention und Erziehung zu einem gesunden Lebensstil, werde aber zu wenig dafür genutzt und aktuell weder den Bedürfnissen gesunder noch chronisch kranker Kinder gerecht. Das kritisierte Dr. Richard Eyermann (Rehabilitation für Kinder und Jugendliche, Klinik Schönblick, Berchtesgaden) bei den Deutschen Herztagen in Berlin.

"Für chronisch kranke Kinder mit angeborenem Herzfehler, Diabetes Typ I oder Asthma hat Sport eine besondere Bedeutung und sollte integrierter Bestandteil des Therapiemanagements sein", so Dr. Eyermann. "Das zeigen unsere Studien zum intensivierten Schulsport wie die BREGASS-Studie und zur Sport- und Bewegungstherapie bei Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern, Typ1-Diabetes, und Asthma bronchiale."

Statt strenger Restriktion individuelle Belastbarkeit berücksichtigen

Körperliche Leistungsschwäche bei Kindern mit solchen Erkrankungen habe ihre Ursache oft in ungerechtfertigter Sportrestriktion und nicht in der Erkrankung selbst, so der Experte. "Körperliches Training könnte dies beheben. Sportverbote hingegen erhöhen die Betroffenheit chronisch kranker Kinder und beeinträchtigen ihre motorische und sozialintegrative Entwicklung. Pädiater sollten regelmäßige sportmedizinische Gesundheitsüberprüfungen durchführen, um die individuelle Belastbarkeit und Sporttauglichkeit zu beurteilen und unnötige Gefährdungen zu vermeiden. Bei Sportfreistellungen sollten möglichst nur Teilfreistellungen nach dem Motto ausgesprochen werden: Soviel Sport wie möglich und nur so viel Restriktionen wie notwendig."

Wichtige organisatorische Voraussetzungen für einen solchen Ansatz, so der Experte: Das ärztliche Attest sollte sportpädagogisch umsetzbar sein. Sportlehrer sollten speziell im kindlichen Präventions- und Rehabilitations-Sport, in allgemeiner Erster Hilfe sowie spezieller krankheitsbezogener Hilfe geschult sein und sollten Grundlagen der Hilfe bei Sportzwischenfällen mit chronisch kranken Kindern auch an Mitschüler weitergeben. 

Dr. Eyermann. "Pädiatrische Sportmedizin in Prävention und Rehabilitation sollte als interdisziplinäre Pädiatrie und als Rehabilitationsforschung chronisch kranker Kinder noch stärker in die Kinder- und Jugendmedizin integriert werden. Es geht nicht nur darum, chronisch kranke Kinder am Sport teilnehmen zu lassen, sondern Bewegung und Sport als wesentliches Behandlungsprinzip adäquat im Therapieregime gezielt einzusetzen."

Quelle: DGK