Mit Gemüsesaft gegen Zahnfleischentzündungen

Forscher untersuchen die Auswirkungen von Gemüsesaft auf Zahnfleischentzündungen und entdecken, dass die dadurch stimulierte Stoffwechselveränderung positive Effekte auf die Entzündung hat.

Forscher untersuchen die Auswirkungen von Gemüsesaft auf Zahnfleischentzündungen und entdecken, dass die dadurch stimulierte Stoffwechselveränderung positive Effekte auf die Entzündung hat.

In einer randomisierten und doppelt verblindeten Studie des Universitätsklinikums Würzburg und der Universität Hohenheim in Stuttgart untersuchten Forscher die Auswirkungen einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten auf die chronische Zahnfleisch-Entzündung von 44 Patienten.

Chronische Zahnfleischentzündung ist eines der häufigsten Erkrankungen des Mund-Rachen-Raumes, von der bis zu 90 Prozent aller Deutschen betroffen sind. Dabei beginnt die Entzündung häufig durch eine unausgewogene bakterielle Mundbesiedelung, deren Ursachen man in den veränderten Ernährungsgewohnheiten der heutigen Zeit vermutet. Bereits in verschiedenen Studien wurden die positiven Auswirkungen von nitratreichen Nahrungsmittel auf andere Krankheiten mit chronischer Entzündung untersucht. Dabei führte eine vermehrte Aufnahme von Nitraten und verwandten chemischen Verbindungen zu einer Plättchenaggregationshemmung und damit zu einer verminderten Thromboseneigung des Blutes oder auch zu einer Reduktion des systematischen Inflammationsstatus.

Ursächlich für die positiven Effekte des Nitrats sind dabei die verschiedenen Zwischenstufen, welche beim Stoffwechsel in der Zelle entstehen. Sogenannte reaktive nitrogen intermediäres (RNIs) wie Nitritoxid (NO), Nitritdioxid (NO2) oder Dinitrogen Dioxid (N2O2) entstehen und beeinflussen die Ausschüttung von entzündungsfördernden Molekülen. Eine verminderte Ausschüttung von RNIs geht im Gegenzug auch mit vermehrtem Entzündungsgeschehen einher, wie  es etwa im Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom vermutet wird. Gleichzeitig nehmen auch Bakterien das Nitrat aus dem Speichel auf und produzierten Nitrit, welches ebenfalls antibakteriell wirkt.

In der im März veröffentlichen Studie wird die Auswirkung des Genusses von nitrat-reichen Lebensmitteln, insbesondere von grünen Gemüsesäften, untersucht. Etwa die Hälfte der Probanden erhielt ein Konzentrat aus handelsüblichem grünem Salat (Lactuca native L.). Um einen einheitlichen Anteil von Nitrat im Saft zu erhalten, wurde dem Konzentrat zunächst das gesamte Nitrat entzogen, um daraufhin einheitlich 667 mg/l hinzuzufügen. Beide Konzentrate, sowohl das Placebo-Getränk als auch der Gemüsesaft, schmeckten identisch.

Einschlusskriterien der Studie waren regelmäßige Besuche aufgrund von Zahnfleischbeschwerden und eine milde bis mittlere chronische Zahnfleischentzündung. Das Ausmaß der Zahnfleischentzündung, der sogenannte gingival index (GI), Zahnplaques (plaque control record, PCR), der Nitratgehalt des Speichels (salivary nitrate level, SNL) und dem allgemeinen Gesundheitsstatus des Patienten (peridontal and general health profile) wurden bestimmt. Der Verzehr von anderem nitratreichen Speisen war den Patienten untersagt.

Bereits nach zwei Wochen wurde ein signifikant niedrigerer GI in der Testgruppe festgestellt. 95 Prozent der Probanden stellte eine Verbessrung der Zahnfleischentzündung fest, im Vergleich zu lediglich 55 Prozent in der Placebogruppe. Auch der Nitratgehalt des Speichels war in der Placebogruppe signifikant geringer als unter den Probanden.

Der kontinuierliche Konsum von nitratreichen Lebensmitteln, wie beispielsweise grünem Salat, Kohlrabi oder Radieschen, führt also zu einer Verringerung der Inflammation im Mund-Rachen-Raum. Die geringe Verbesserung der Entzündung bei Patienten der Placebogruppe kann zusätzlich zum Placebo-Effekt auch dadurch erklärt werden, dass es keine zusätzlichen anderen, Irritationen auslösenden Zahnbehandlungen gab, wie etwa mechanische Zahnbelag-Entfernungen.

Die regelmäßige Einnahme von Nitraten als Bestandteil der Nahrung könnte das Potential bergen, ein günstiger, einfacher und effektiver therapeutischer und prophylaktischer Bestandteil der Therapie der chronischen Zahnfleischentzündung zu sein.