Modehäuser wollen keine ungesunden Models

Erst handelt der französische Staat, nun ziehen zwei Pariser Luxusgiganten nach: Mannequins mit gefährlichem Untergewicht sollen im schillernden Mode-Business außen vor bleiben.

Oft zum Arzt, kein Alkohol: Modehäuser wollen gesunde Models 

Erst handelt der französische Staat, nun ziehen zwei Pariser Luxusgiganten nach: Mannequins mit gefährlichem Untergewicht sollen im schillernden Mode-Business außen vor bleiben.

Magermodels auf Laufstegen machen seit Jahren Schlagzeilen: Nun haben sich französische Dachkonzerne bekannter Modemarken wie Gucci, Saint Laurent, Vuitton oder Dior auf gemeinsame Regeln geeinigt. Die Luxuskonzerne Kering und LVMH veröffentlichten in Paris überraschend eine "Charta für das Wohlbefinden von Models".

Das Ziel: Vor Fotolinsen und Modeschau-Publikum sollen nur noch gesunde Models auftreten. Der Sieben-Punkte-Plan regelt das Model-Leben in vielen Details. Um Gesundheitsgefährdungen zu verhindern, müssen die Mannequins künftig eine Bescheinigung vom Arzt vorlegen, die nicht älter als sechs Monate sein darf.

Keine zu jungen Models mehr

Models unter 16 Jahren dürfen für die Marken nicht mehr bei Fotoaufnahmen oder Modeshows posieren, falls sie dabei Erwachsene darstellen. Mini-Konfektionsgrößen für Frauen und Männer sind tabu. Alkohol im Fotostudio oder am Rande einer Modeschau? Nur mit ausdrücklicher Ausnahmegenehmigung der Kering- und LVMH-Marken, beispielsweise für einen Cocktail nach der Vorstellung.

Die Luxushäuser - prächtige und ertragskräftige Aushängeschilder der französischen Wirtschaft - übernehmen nach eigener Einschätzung mit dem neuen Katalog "ethische und soziale Verantwortung". Die Regeln gingen über gesetzliche Vorschriften hinaus, heißt es in der zweiseitigen Charta, die in der internationalen Modesprache Englisch gehalten ist. Die Franzosen hoffen, dass ihr Beispiel in der Branche Schule macht.

Beim Kering-Konzern, der neben Gucci und Saint Laurent auch die Marken Bottega Veneta oder Balenciaga führt, heißt es, der Model-Plan sei Chefsache. Konzernchef François-Henri Pinault habe die Initiative ergriffen und sich mit LVMH (Louis Vuitton - Moët-Hennessy) in Verbindung gesetzt. Der "Respekt für die Würde aller Frauen" habe für ihn persönlich und für sein Unternehmen Vorrang, erklärte Pinault.

Der Druck auf die schillernde Modewelt nimmt zu: In Frankreich gilt seit dem Frühjahr ein Gesetz, das ebenfalls eine medizinische Bescheinigung verlangt. Im Mittelpunkt steht dabei der Body-Mass-Index, der das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße setzt. Die Bescheinigung wird in der Regel für zwei Jahre ausgestellt. Wer Models ohne dieses Papier beschäftigt, dem drohen sechs Monate Gefängnis und 75.000 Euro Strafe.

Von Oktober an müssen laut Gesetz Werbefotos im Land mit einem Hinweis versehen werden, wenn die Model-Abbildungen retuschiert wurden. Keine Verbreitung unerreichbarer Schönheitsideale, Magersucht-Vorbeugung bei Jugendlichen - so lauten die Ziele des französischen Staates.

Erst zu Jahresbeginn gab es in der Modehauptstadt Paris mächtig Ärger um eine Schockwerbung der Kering-Marke Saint Laurent. Auf Plakaten war ein Magermodel zu sehen, das sich auf einem Hocker abstützt. Unter Spitzenabsätzen trug die Frau Rollschuhe. Die Werbekampagne wurde nach Protesten, bei denen es unter anderem um den Vorwurf des Sexismus ging, rasch wieder abgehängt. Eine Jury der Werbeaufsicht rügte die Verletzung berufsständischer Regeln.