Multiple Sklerose: Forscher weisen Weg für neue Therapien

Eine neue Studie untersucht die Verbindung zwischen dem mikrobiellen Profil des Darms und der Entwicklung von Multipler Sklerose (MS). Diese Verbindung wurde schon vorher bemerkt, doch Forscher fokussieren sich nun auf die genaue Rolle, die einige Mikroben dabei spielen, diese Krankheit zu begünstigen.

Kausale Verbindung zwischen Darmmikroben und der Entwicklung von MS

Eine neue Studie untersucht die Verbindung zwischen dem mikrobiellen Profil des Darms und der Entwicklung von Multipler Sklerose (MS). Diese Verbindung wurde schon vorher bemerkt, doch Forscher fokussieren sich nun auf die genaue Rolle, die einige Mikroben dabei spielen, diese Krankheit zu begünstigen.

Rund 2,3 Millionen Menschen weltweit sind von MS betroffen. Trotz der hohen Prävalenz ist bisher wenig über die Ursachen von MS bekannt und es gibt momentan keine Heilung. Bisherige Studien haben gezeigt, dass MS-Patienten ein bestimmtes Profil der Darmmikroben aufweisen. Dabei sind einige Bakterien im Überfluss vorhanden, während die Werte anderer Bakterien ungewöhnlich niedrig sind.

Eine neue Studie der University of California in San Francisco, angeleitet von Dr. Sergio Baranzini, ging einen Schritt weiter und wollte die Signifikanz einiger dieser Mikroben für das Immunsystem überprüfen. Dazu analysierten die Forscher die Darmmikroben von 71 Menschen, bei denen MS diagnostiziert wurde. Sie machten das gleiche bei 71 gesunden Menschen ohne MS-Hintergrund. Nachdem sie gezeigt haben, welche Mikroben zahlreicher und welche weniger bei MS-Patienten vorhanden waren, nutzten die Wissenschaftler in-vitro-Experimente, um die exakte Rolle der Mikroben zu identifizieren.

Zuerst testeten sie, ob die Mikroben mit Zellen des menschlichen Immunsystems zusammenarbeiten konnten, um diese entzündungsfördernd oder -hemmend zu machen. Das Forscherteam bemerkte, dass Akkermansia muciniphila und Acinetobacter calcoaceticus, die häufig im Darm von MS-Patienten gefunden werden, eine proinflammatorische Reaktion auslösten. Gleichzeitig löste Parabacteroides distasonis, das auf unnormal geringem Niveau bei MS-Patienten gefunden wurde, immunregulierende Reaktionen aus.

Als nächstes führten die Forscher Tests bei Mäusen durch, um zu verstehen, welche Rolle diese Bakterien spielen, wenn sie mit dem ganzen Immunsystem interagieren. Die Ergebnisse waren ähnlich. A. muciniphila und A. calcoaceticus stimulierten eine entzündliche Reaktion, während P. distasonis eine entzündungshemmende Wirkung hatte. Von dort wollten sie sehen, wie ein MS-spezifisches Darmmikrobiom in seiner Gesamtheit eine Neurodegeneration beeinflussen könnte. Indem sie Mäuse benutzten, denen künstlich MS induziert wurde, führten sie fäkale Mikrobiomtransplantationen durch und untersuchten die Wirkung der Mikrobenwerte auf das tierische System. Sie stellten fest, dass das transplantierte MS-spezifische Mikrobiom zu einem Verlust wichtiger immunregulierender Zellen führte. Es förderte außerdem die Neurodegeneration, was auf eine kausale Verbindung zwischen Darmmikroben und der Entwicklung von MS hindeutet.

Eine zweite Studie, die von Forschern am Max Planck Institut durchgeführt wurde, kam zu ähnlichen Ergebnissen. Sie hält fest, dass die Transplantate von MS-spezifischen Mikrobiomen MS-Symptome bei Labormäusen, denen die Krankheit induziert wurde, verschärften. Die Wissenschaftler betonen, dass sie nicht denken, dass das Darmmikrobiom der einzige Verursacher von MS ist, doch dass es eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Krankheit spielen könnte.