Nebenschilddrüsengeschwülste: wo sie zu finden sind

Lokal deutliche Unterschiede bei der Epithelkörperchenadenomentstehung zwischen Männern und Frauen.

Eine retrospektive Analyse prospektiv gesammelter Daten von 810 operierten Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus an einem "tertiären Zentrum" in Miami, Florida an einer Abteilung für Endokrine Chirurgie ergab, dass solitäre Epithelkörperchenadenome überwiegend an den beiden unteren Schilddrüsenpolen lokalisiert waren, bei Männern rechts1.

Es wurden nur die Patienten ausgewertet, bei denen ein einzelnes Adenom vorgelegen hatte. Patienten mit multiplen endokrinen Neoplasien, sekundärem, teriärem oder familiärem Hyperparathyreoidismus, Mehrdrüsenerkrankung, Nebenschilddrüsenkarzinom oder ektoper Lage wurden ausgeschlossen.

Die Häufigkeit der Adenome in den vier eutopen Lagen betrug links oben 15.7%, links unten 31.3%, rechts oben 15.8% und  rechts unten 37.2% (p<0.01). Somit fanden sich in unteren Lagen 68.5% und in obere Positionen 31.5% (p<0.01). Bei Männern war die häufigste Lage rechts unten (43.4%, p<0.01). Ein signifikanter Seitenunterschied fand sich insgesamt nicht.

Kommentar von Prof. Dr. Helmut Schatz

An  führenden deutschen Zentren der Neben-/Schilddrüsenchirurgie wurden zum Teil unterschiedliche Zahlen für die Lokalisation beobachtet, etliche Kollegen fanden aber auch die Adenome am häufigsten am rechten unteren Pol. Die Bildgebung hat keinen Einfluss auf die Operationsindikation bei Primäreingriffen (es ist nur "nice to have it"). Trotz aller Fortschritte in der Lokalisationsdiagnostik über die Sonographie hinaus, etwa mit  dem Einsatz von MIBI oder der C17-Methionin-PET, kommt es bei der Nebenschilddrüsenchirurgie wesentlich auf die Erfahrung des Chirurgen an.

Wenn er/sie ein Adenom gefunden und entfernt hat, wird intraoperativ Parathormon gemessen, um festzustellen, ob alles Tumorgewebe entfernt wurde. Es wird mikrochirurgisch oder mit einem nur kleinen Schnitt eingegriffen, insbesondere bei vermuteter Lokalisation an einem unteren Pol. Man kann dann auf der gleichen Seite noch den oberen Pol inspizieren, lässt aber die kontralaterale Seite unberührt.

Ausgewiesene skandinavische Schilddrüsenchirurgen haben dies schon vor Jahrzehnten praktiziert und empfohlen, nicht alle vier Schilddrüsenpole zu  inspizieren, was damals bei uns noch vielfach  üblich war, denn  "dann müsse man bei einer Reoperation wegen persistierender Hyperkalziämie nicht in einem vernarbten Gebiet suchen".

Literatur

1 M LoPinto et al.: Location of abnormal parathyroid glands: lessons from 810 parathyroidectomies. J Surg Res 207:22-26, Januar 2017