Nebenwirkungen von Antikörpern gegen Alzheimer müssen deutlich reduziert werden

Die Testung von Antikörpern gegen Alzheimer mithilfe eines Mausmodells war erfolgreich – die Übertragung auf Menschen ist derzeit allerdings nicht vertretbar. Erfolgreiche Studien unter Anwendung e

Die Testung von Antikörpern gegen Alzheimer mithilfe eines Mausmodells war erfolgreich – die Übertragung auf Menschen ist derzeit allerdings nicht vertretbar.

Erfolgreiche Studien unter Anwendung eines Mausmodells stimmen hoffnungsvoll, dass in der Immuntherapie ein möglicher Schlüssel zur effektiven Behandlung der Alzheimer-Krankheit liegt. Der neue Ansatz besteht darin, Antikörper zu entwickeln, welche dabei helfen, falsch gefaltete Proteine im Gehirn zu markieren und zu beseitigen. So vielversprechend die Tests in der Maus auch waren, so enttäuschend sind derzeit erste Übertragungen am Patienten. Die Antikörper scheinen schwerwiegende Nebenwirkungen zu verursachen, wie zum Beispiel Entzündungen im Gehirn.

Dieser ersten Enttäuschung folgte jetzt unlängst wieder ein Hoffnungsschimmer. Eine neue Studie schlägt nun eine  Methode vor, mit welcher Antikörper entwickelt werden könnten, die ihre Wirkung auf die Plaques erfüllen, jedoch deutlich geringere Nebenwirkungen auslösen.

Die Studie (DOI: 10.1007/s00401-015-1484-2), veröffentlicht in der Zeitschrift Acta Neuropathologica, wurde von Forschern der University of Southampton in England und Lundbeck a/s durchgeführt.

Schätzungsweise leiden 47,5 Millionen Menschen weltweit an Demenz. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die das Gedächtnis, das Denken sowie das Verhalten der Betroffenen stark beeinträchtigt. Diese Beeinträchtigungen reichen bis hin zur völligen Unfähigkeit, den eigenen Tagesablauf zu bewerkstelligen. Menschen in diesem Stadium sind gänzlich pflegebedürftig.

Die am weitesten verbreitete Form von Demenz ist die Alzheimerkrankheit. Ein spezifisches Merkmal dieser Form ist das Auftreten von fehlgefalteten Proteinablagerungen, die zu Plaques akkumulieren und die Hirnfunktion beeinträchtigen.

Die Immuntherapie ist ein vielversprechender und neuer Ansatz für die Behandlung von Alzheimer und anderen Krankheiten. Ihr Erfolg im Labor erweist sich jedoch als schwer reproduzierbar in der Klinik.

Die neue Studie konzentriert sich auf eine Immuntherapie-Technik, bei der mithilfe von Antikörpern das Immunsystem stimuliert wird, die Gehirn-Plaques aus Beta-Amyloid-Protein zu entfernen. Man geht davon aus, dass genau diese Ablagerungen eine wichtige Triebkraft für die Verschlechterung der Gehirnleistung im Rahmen der Alzheimer-Krankheit darstellt.

Erste Ideen für die Befreiung des Gehirns von den Proteinplaques, ohne dabei Entzündungen im Gewebe auszulösen

In Mäusen, die mit einer menschenähnlichen Form von Alzheimer gezüchtet wurden, konnten gegen Beta-Amyloide gerichtete Antikörper erfolgreich Plaques im Gehirn beseitigen und durch sie bedingte Verschlechterungen der kognitiven Leistung rückgängig machen.

Versuche, diese Effekte am Menschen im Rahmen von klinischen Studien zu reproduzieren, scheiterten jedoch, da das Medikament gefährliche inflammatorische Prozesse im Hirngewebe auslöste. Diese Erscheinung nennt sich Amyloid-related Imaging Abnormalities (ARIA) und führt zu kleinen Einblutungen und gefährlichen Schwellungen des Hirngewebes.

Um das Auftreten von ARIA genauer zu untersuchen, entwickelte die Arbeitsgruppe aus Southampton drei Antikörper, bei denen jeweils unterschiedliche Modifikationen vorgenommen wurden. Auf diese Weise erhofft man sich herauszufinden, welche Auswirkungen dies auf die Fähigkeit der Beseitigung von Plaques und die Entstehung von Entzündungen hat.

Durch die Testung dieser Antikörper an Mäusen, fand das Team heraus, dass die Fähigkeit eines Antikörpers, Plaques zu beseitigen und Entzündungen auszulösen, von der Zusammensetzung zweier bestimmter Eigenschaften abhängig ist: dem Epitop und der Affinität der Antikörper.

Das Epitop ist der Teil der Beta-Amyloid-Moleküle, die der Antikörper erkennen und binden soll. Die Affinität ist die Stärke der Wechselwirkung zwischen den Antikörpern und dem Epitop.

Die beteiligten Wissenschaftler bestätigen, dass noch eine Menge Arbeit zu bewältigen sei, bevor sie Antikörper so modifiziert und entwickelt haben, dass sie die Reinigung von Amyloidplaques effektiv vornehmen können, ohne dabei Entzündungen auszulösen. Dennoch stellen ihre Erkenntnisse einen vielversprechenden Fahrplan zum Erstellen solcher Antikörper dar, den die Arbeitsgruppe weiter verfolgen wird.

Die Hauptautorin der Studie Dr. Jessica L. Teeling, Southamptons Centre for Biological Sciences, sagt:

“Die neuen Antikörper sind auf dem besten Weg, eine klinische Relevanz bei der Behandlung der Alzheimerkrankheit zu erlangen. Deshalb ist es essentiell, so viel wie möglich über diese neue Interventionsmöglichkeit durch Forschung zu erfahren und die Antikörpertechnologie zu nutzen, um ihre Wirkung zu optimieren.”

Text: esanum/ pvd

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