Nephrolithiasis: Es gibt Neuigkeiten

Neuigkeiten gibt es sowohl in der Ursachenforschung als auch bei der Entwicklung der sogenannten Vakuum-assistierten mini PCNL (vmPCNL).

Von der Steinbildung bis zur Vakuum-assistierten Steinentfernung.

Die Nephrolithiasis ist eine der am häufigsten behandelten Erkrankungen in der Urologie und zwar bereits seit jeher. In der allgemeinen Auffassung gehört dieses klassische Arbeitsfeld daher auch nicht zu den Garanten für bahnbrechende Innovationen. Jedoch gibt es aktuell Neuigkeiten: Sowohl in der Ursachenforschung als auch bei der Entwicklung der sogenannten Vakuum-assistierten mini PCNL (vmPCNL).    

Die Nephrolithiasis ist häufig eine Begleiterkrankung bei Menschen mit starkem Übergewicht oder metabolischem Syndrom (MetS). So haben Übergewichtige mehreren Studien zufolge ein etwa dreifach erhöhtes Risiko, Nierensteine auszubilden. Obgleich dieser Zusammenhang seit Längerem postuliert wird, ist über die zugrundeliegenden Ursachen noch sehr wenig bekannt.

Steinbildung bei Menschen mit Übergewicht

Eine auf dem diesjährigen EAU-Kongress in Barcelona vorgestellte Arbeit untersuchte nun den Einfluss des Fettsäure-bindenden Proteins 4 (FABP4) auf die Steinbildungsrate. Dabei zeigte sich, dass in PatientInnen mit hoher Steinlast das FABP4 reduziert war. In einem Mausmodell bestätigten die ForscherInnen überdies, dass die Downregulation von FABP4 direkt zur Steinbildung in den Nieren beitrug.

Eine weitere Studie bewertete den Einfluss von einem oder mehreren Indikatoren des metabolischen Syndroms auf die Steinbildung. Auch hier zeigte sich eindeutig, dass, je mehr Anzeichen für ein MetS zu finden waren, desto höher war das  Risiko für Nierensteine in den betreffenden PatientInnen.

Nierensteine einfach "wegsaugen"

In den meisten Fällen lässt sich die Steinbildung leider nicht mehr verhindern, da bereits bei Konsultation Nierensteine vorliegen. Hier könnte es in Zukunft jedoch mit der Vakuum-assistierten mini PCNL (vmPCNL) Zuwachs bei den Therapiemethoden geben. Die vmPCNL wird als mini PCNL durchgeführt. Doch anders als diese bildet die vmPCNL einen halb-geschlossenen Kreislauf, der es ermöglicht, ein Vakuum anzulegen, mit dessen Hilfe Medium und Steinfragmente einfach abgesaugt werden.

In ihrer Studie überprüften die WissenschaftlerInnen, ob die neue vmPCNL bei einem real-life Kollektiv von 60 PatientInnen  sicher und wirksam ist. Als Steinfreiheit beschrieben sie in ihrer Arbeit das Fehlen von Fragmenten > 4 mm, ein bis drei Monate nach dem Eingriff. Die Bildgebung erfolgte mittels Ultraschall oder CT.

Im Ergebnis zeigte sich, dass 88,3% der PatientInnen Steinfreiheit erreichten, wobei keine dieser PatientInnen einer Weiterbehandlung bedurfte. Die ForscherInnen ermittelten die Steinfreiheit im CT, da dieser deutlich sensitiver für kleinere Fragmente ist als die standardmäßige Ultraschalluntersuchung. Interessant war zudem, dass mithilfe der vmPCNL Steingrößen bis < 8 mm "abgesaugt" werden konnten. Die neue Methode scheint zudem sicher zu sein, denn nur in etwa 3,3% der PatientInnen war eine Bluttransfusion vonnöten und in 10% der Fälle kam es zu einer Infektion.

Diese ersten vorläufigen Ergebnisse zum Einsatz der vmPCNL in der Praxis deuten an, dass die neue Methode für Nephrolithiasis-PatientInnen effektiv und sicher ist. Darüber hinaus sank die Zeit des Eingriffs deutlich gegenüber der Standard-PCNL.

Quellen:
P16 Fontana M et al., First experience with vacuum-assisted mini percutaneous nephrolithotomy (vmPCNL): Preliminary results. EAU 2019, Barcelona
P203 Taguchi K. et al., Discovery of fatty acid binding protein 4 as an essential molecule for the development of kidney stones: A new understanding of the relationship between obesity and nephrolithiasis. EAU 2019, Barcelona
P204 Geraghty R et al., Association between metabolic syndrome (MetS) and kidney stone disease recurrence: Outcomes from a retrospective cohort study with a mean follow-up of 18-years. EAU 2019, Barcelona