Neue WHO-Referenzmaterialien für Thrombozytenkonzentrate entwickelt

Eine wichtige Säule für die Sicherheit von Blutprodukten ist die Testung der Produkte auf Keime. Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) haben im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO den Bestand von Referenzstämmen zur Testung von Thrombozytenkonzentraten um zehn Bakterienstämme erweitert.

PEI führte Ringversuch in 14 Laboratorien weltweit durch

Eine wichtige Säule für die Sicherheit von Blutprodukten ist die Testung der Produkte auf Keime. Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) haben im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO den Bestand von Referenzstämmen zur Testung von Thrombozytenkonzentraten um zehn Bakterienstämme erweitert. Damit stehen nun 14 Bakterienstämme zur Verfügung, mit denen die weltweit eingesetzten Testsysteme validiert werden können.

Schon der erste Schritt bei der Gewinnung von Blutspenden – das Durchstechen der Haut des Spenders, auf der sich Bakterien befinden – birgt das potenzielle Risiko, dass Keime in die Blutspende gelangen. Deshalb wird im gesamten Prozess der Blutspende mit vielen verschiedenen Maßnahmen für die Sicherheit von Blutprodukten gesorgt. Dazu gehören u. a. das Spenderscreening, die wirksame Desinfektion der punktierten Hautstelle und die Testung der Blutprodukte auf vorhandene Keime. 

Eine Voraussetzung für die Verlässlichkeit der für die Testung auf vorhandene Keime eingesetzten Nachweismethoden ist ihre Validierung mithilfe geeigneter Referenzmaterialien (validierte Teststämme). Diese sind vergleichbar mit den Eichgewichten bei der Eichung einer Waage. Um als zuverlässige Referenzmaterialien dienen zu können, müssen die Teststämme unter den vorgegebenen Lagerbedingungen überleben und vermehrungsfähig bleiben. 

Zudem ist für eine quantitative Validierung die Kenntnis der Lebendkeimzahl notwendig. Um dies sicherzustellen, hat das Paul-Ehrlich-Institut einen Ringversuch in 14 Laboratorien weltweit durchgeführt, dessen Ergebnis nun zur Erweiterung des Angebotes der WHO-Referenzmaterialien um die folgenden zehn Bakterienstämme geführt hat: 

• Bacillus cereus PEI-B-P-57 
• Bacillus thuringiensis PEI-B-P-07 
• Enterobacter cloacae PEI-B-P-43
• Morganella morganii PEI-B-P-91 
• Proteus mirabilis PEI-B-P-55
• Pseudomonas fluorescens PEI-B-P-77 
• Serratia marcescens PEI-B-P-56 
• Staphylococcus aureus PEI-B-P-63 
• Streptococcus dysgalactiae PEI-B-P-7
• Streptococcus bovis -reklassifiziert als Streptococcus gallolyticus.

Bereits 2011 hatte das PEI in Zusammenarbeit mit der "International Society of Blood Transfusion" (ISBT) im Rahmen eines weltweiten Ringversuchs das erste Bakterien-Referenz-Panel von vier Stämmen (Staphylococcus epidermidis PEI-B-P-06, Klebsiella pneumoniae PEI-B-P-08, Streptococcus pyogenes PEI-B-P-20 und Escherichia coli PEI-B-P-19) entwickelt, deren vollständige Genomsequenzen mittlerweile bekannt und bei der American Society for Microbiology (ASM) öffentlich verfügbar sind. 

Alle 14 Referenzmaterialien werden mit einem speziell dafür entwickelten Verfahren kultiviert und als tiefgefrorene Bakteriensuspensionen mit definierter Keimzahl angeboten. "Ich freue mich, dass unsere Wissenschaftler durch die Entwicklung und Bereitstellung der WHO-Referenzmaterialien einen wichtigen Beitrag für die zuverlässige Testung von Blutprodukten weltweit leisten", sagt Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.