Neuer Wirkstoff könnte das Streuen von Krebszellen verhindern

Mithilfe eines neuen Ansatzes haben Wissenschaftler einen Wirkstoff ausgemacht, der das Streuen von Brust-, Pankreas- und Prostatakrebs bei Mäusen stoppte. Der Stoff, den sie Metarrestin nennen, zerstört eine einzigartige Struktur im Nukleus von Krebszellen, die streuen und neue Tumoren bilden können.

Metarrestin sei ‚schmutzige Bombe‘ gegen Krebs

Mithilfe eines neuen Ansatzes haben Wissenschaftler einen Wirkstoff ausgemacht, der das Streuen von Brust-, Pankreas- und Prostatakrebs bei Mäusen stoppte. Der Stoff, den sie Metarrestin nennen, zerstört eine einzigartige Struktur im Nukleus von Krebszellen, die streuen und neue Tumoren bilden können.

Die Co-Autorin Sui Huang arbeitet als Dozentin für Zell- und Molekularbiologie an der Northwestern University Feinberg School of Medicine. Sie beschreibt die Art und Weise, wie Metarrestin arbeitet als ‚schmutzige Bombe‘ gegen Krebs. "Es könnte eventuell zu besseren Ergebnisse für Patienten mit soliden Tumorkrebsen, mit hohem Potenzial in andere Organe zu streuen, führen", fügt sie hinzu. Krebs wäre nicht so eine potenziell gefährliche Krankheit, wenn er nicht in der Lage wäre, zu metastasieren, was ein komplexer Vorgang ist, bei dem Krebszellen dem Primärtumor entkommen und in nahegelgenes oder entferntes Gewebe eindringen, um neue, sekundäre Tumoren zu bilden. 

"Was die Menschen tötet", erklärt Prof. Huang, "ist, wenn der Krebs in andere Organe streut, zum Beispiel wenn Brustkrebs in Gehirn, Leber, Lunge oder Knochen streut." Metastasen werden manchmal als letzte Grenze der Krebsforschung bezeichnet. Sie machen rund 90 Prozent der Krebstodesfälle aus und diese Zahl ist in einem halben Jahrhundert nur geringfügig gesunken. Sobald Krebs das Metastasen-Stadium erreicht hat, wird es sehr schwierig ihn mit aktuellen Methoden zu behandeln, die deutlich effektiver darin sind, den Primärtumor zu behandeln.

"Viele Medikamente zielen darauf ab, das Krebswachstum zu stoppen und Krebszellen abzutöten", erklärt Co-Korrespondenz-Autor Dr. Juan Jose Marugan, Gruppenleiter des Chemical Genomics Center am NIHs National Center for Advancing Translational Sciences in Rockville, MD. Doch bisher wurde kein Medikament zugelassen, das extra designt wurde, um speziell gegen Metastasen vorzugehen, fügt er hinzu. Metarrestin zerstört eine wenig verstandene Struktur innerhalb des Nukleus von Krebszellen, bekannt als perinukleolare Kammer (PNC). Tests mit im Labor gereiften Zellen und Zellen aus menschlichen Tumoren haben gezeigt, dass PNCs sich selektiv in Zellen von soliden Tumoren bilden. 

In vorigen Arbeiten haben Prof. Huang und ihr Team entdeckt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Krebs streut, größer war, wenn Tumorzellen mehr PNCs hatten. Das führte dazu, dass das Team sich fragte, ob das Attackieren der PNCs das Krebsstreuen verringern und die Aussichten der Patienten verbessern könnte. In dieser Studie benutzten die Wissenschaftler Hochdurchsatz-Screening gefolgt von chemischer Optimierung, um zu untersuchen, welcher Wirkstoff von einer Liste von mindestens 140.000, die größte Kraft haben könnte, um PNCs in metastatischen Krebszellen zu zerstören. Sie verkleinerten diese Liste auf 100 Wirkstoffe und identifizierten dann einen, der PNCs in metastatischen Prostatakrebszellen zerstörte. 
Eine modifizierte Version des Wirkstoffs wurde Metarrestin, welches "Metastasen beachtlich hemmte" bei Mäusen, denen menschlicher Pankreas-, Brust- und Prostatakrebs implantiert wurde. Die behandelten Mäuse lebten länger als die unbehandelten Mäuse.

Die Forscher beabsichtigen Metarrestin zu bewerben, um in den Food and Drug Administration (FDA) Untersuchungsprozess neuer Medikamente aufgenommen zu werden, nachdem sie präklinische Tests durchgeführt haben und benötigte Daten gesammelt haben. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Metarrestin ein sehr vielversprechender Wirkstoff ist und, dass wir unsere Untersuchungen gegen Metastasen fortsetzen sollten", hält Dr. Juan Jose Marugan abschließend fest.