Neues Zentrum für psychische Gesundheit im Alter

Neue Versorgungsmodelle sollen dazu beitragen, betagten Menschen mit psychischen Nöten die Lebensqualität daheim zu erhalten. Spezialisten des Landeskrankenhauses und der Uniklinik arbeiten dabei eng zusammen.

Belastung der Angehörigen Hauptgrund für Klinikeinweisung

Neue Versorgungsmodelle sollen dazu beitragen, betagten Menschen mit psychischen Nöten die Lebensqualität daheim zu erhalten. Spezialisten des Landeskrankenhauses und der Uniklinik arbeiten dabei eng zusammen.

Altersdepression oder Demenz müssen kein Grund für eine stationäre Versorgung sein - mit diesem Ziel hat in Mainz ein Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpgA) seine Arbeit aufgenommen. Es gehe darum, alten Menschen Handlungsstrategien und Lebensqualität zu erhalten und ihnen langwierige Krankenhausaufenthalte zu ersparen, sagte ein Sprecher des Landeskrankenhauses, das die Einrichtung zusammen mit der Universitätsmedizin Mainz betreibt.

"Das ist bundesweit das erste Zentrum dieser Art", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums vor der Einweihung am (heutigen) Mittwoch. Ermöglicht wurde der Start mit einer Förderung aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses, des oberste Beschlussgremiums der gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen. Diese Unterstützung beläuft sich auf 4,3 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren.

Leiter des Zentrums ist Andreas Fellgiebel, der als Chefarzt für Gerontopsychiatrie der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey und als wissenschaftlicher Leiter der Gedächtnisambulanz an der Universitätsmedizin Mainz für beide Kooperationspartner tätig ist. Der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz, Klaus Lieb, bringt unter anderem seine Erkenntnisse aus der Resilienzforschung in die Arbeit ein. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift Dementia führte Fellgiebel kürzlich zusammen mit Kollegen aus, dass die Belastung der Angehörigen einer der Hauptgründe für die Klinikeinweisung von Demenz-Patienten ist. Eine Alternative dazu könne ein Tagesklinik-Konzept sein, empfiehlt die Studie.

In etlichen Bereichen der psychiatrischen Versorgungspraxis seien Tageskliniken ein gutes Bindeglied zwischen stationärer und ambulanter Versorgung, erklärt das ZpgA. Menschen mit Demenz aber seien hiervon bislang häufig ausgeschlossen. Ein Projekt des Zentrums DemStepCare will dazu beitragen, stationäre Aufenthalte von Menschen mit Demenz zu vermeiden und die Belastung von pflegenden Angehörigen zu reduzieren.

Das neue Zentrum versteht sich als "interdisziplinäres Netzwerk für Präventionsforschung und innovative Versorgungsmodelle". In der Einrichtung in Mainz wird es keine Behandlung geben, vielmehr sollen die Mitarbeiter bedürftige Menschen aufsuchen. "Das häusliche Umfeld ist ein ganz entscheidender Faktor", erklärt Markus Wakulat vom Landeskrankenhaus.

Die Mainzer Uniklinik hat 2016 als Teil des Zentrums für Allgemeinmedizin und Geriatrie eine eigene Abteilung für die Versorgung von geriatrischen Patienten eingerichtet. Dort ist auch das in diesem Jahr gestartete Projekt GerNe (Geriatrisches Netzwerk) angesiedelt. Das ebenfalls vom Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss geförderte Projekt verfolgt das Ziel, den Anteil der stationären Einweisungen geriatrischer Patienten zu verringern. Mit Hilfe von elektronischen Fallakten sollen ambulante und stationäre Versorgung besser vernetzt werden.