NGO in Afghanistan stellt nach Drohungen Gesundheitsprogramm ein

Eine der größten internationalen Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan schließt nach Drohungen der radikalislamischen Taliban in der Provinz Laghman ihr Büro für Gesundheitsprogramme.

Nach Drohungen der Taliban zieht sich eine NGO in Afganistan zurück

Eine der größten internationalen Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan schließt nach Drohungen der radikalislamischen Taliban in der Provinz Laghman ihr Büro für Gesundheitsprogramme. Nur ein Teil ihrer Kliniken arbeite weiter, sagte der Generalsekretär des Schwedischen Komittees für Afghanistan (SCA), Andreas Stefansson, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Betroffen seien mehrere Hunderttausend Patienten.

SCA ist in Laghman für den gesamten Gesundheitssektor zuständig. Die medizinische Versorgung im Land wird zu 90 Prozent von durch die Regierung beauftragte NGOs umgesetzt. Die UN hatten im Juli gewarnt, dass medizinische Einrichtungen im Krieg mit den Taliban immer öfter angegriffen werden und die Versorgung leidet.

Es sei das erste Mal, dass die Organisation, die seit 35 Jahren in Afghanistan arbeite, das Gefühl habe, ihre gesamte Präsenz in einer Provinz sei bedroht, sagte Stefansson. Anfang Juni hätten "bewaffnete Oppositionsgruppen" - gemeint sind Taliban - 40 der 54 SCA-Kliniken in Laghman geschlossen, um die Organisation dazu zu zwingen, sie in ihren Gebieten wieder aufzumachen. Nach wochenlangen Verhandlungen hätten 20 der Kliniken wieder eröffnen können, aber Drohungen gegen SCA-Personal hätten weiter zugenommen.

Auslöser sei gewesen, dass die Taliban das Gefühl hatten, die Regierung enthalte ihnen medizinische Versorgung vor. Im Juni hätten sie versucht, eigene Ärzte in die von ihnen kontrollierten Gebiete zu bringen, aber der Geheimdienst habe sie abgefangen. Stefansson betonte, SCA und seine Leistungen seien neutral. Man werde nun zwei Kliniken in Taliban-Gegenden neu aufmachen und zwei aufrüsten.

Landesdirektorin Madeleine Jufors warnte in einer Pressemitteilung allerdings, "sollten die Drohungen weiter zunehmen oder umgesetzt werden, dann werden wir nicht nur alle Gesundheitsprogramme einfrieren müssen, sondern auch unsere Programme für Bildung, Menschen mit Behinderungen und Landwirtschaftsentwicklung." Das könne einen "vernichtenden Effekt" haben auf die Bevölkerung von Laghman.