Niedere Pilze als Naturstoffreservoir

Ein Forschungsteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena entdeckte kürzlich im Bodenpilz Mortierella alpina eine bisher unbekannte Gruppe von Naturstoffen: Die sogenannten Malpinine sind oberflächenaktive Peptide, die für die pharmazeutischen Technologie interessant sein könnten.

Malpinine – mehr als nur ein Wäsche-Tensid

Ein Forschungsteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena entdeckte kürzlich im Bodenpilz Mortierella alpina eine bisher unbekannte Gruppe von Naturstoffen: Die sogenannten Malpinine sind oberflächenaktive Peptide, die für die pharmazeutischen Technologie interessant sein könnten.

Mortierella alpina lebt im Boden und mag es eher kühl. Der zu den Jochpilzen (Zygomyzeten) gehörende Pilz gedeiht am besten bei 10°C bis 15°C und kommt vor allem in alpinen oder arktischen Regionen vor. In der Biotechnologie wird der Pilz bislang genutzt, um langkettige Fettsäuren wie Arachidonsäure in großem Maßstab als Nahrungsergänzung in beispielsweise Babynahrung zu produzieren.

Doch Mortierella alpina kann noch mehr: Wie ein Forschungsteam aus dem Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena jetzt herausgefunden hat, produziert der Pilz noch weitere interessante Naturstoffe aus der Gruppe der Tenside in großen Mengen. Schon kleinste Mengen bilden dabei eine regelrechte Schaumkrone auf dem Probengefäß. Bei der bisher unbekannten Gruppe von natürlichen Tensiden handelte es sich um sogenannte Malpinine. Ihre Tensidwirkung übersteigt sogar die von SDS (Sodium Dodecyl Sulfat), welches in vielen gängigen Waschmitteln enthalten ist.

Wirkstofftransport durch Biomembranen

Nutzen wollen die Jenaer PharmazeutInnen die natürlichen Tenside allerdings nicht, um neue Waschmittel zu entwickeln. Vielmehr wollen sie die Malpinine testen, ob diese aufgrund ihrer Eigenschaften in der Pharmakologie nützlich sein könnten.

Denn mit Tensiden lassen sich nicht nur Öl und Wasser miteinander mischen. Es können auch biologische Membranen, die zu einem Großteil aus Fetten bestehen, für Substanzen durchlässig gemacht werden. Dies ermöglicht beispielsweise, Arzneistoffe gezielt durch Zellmembranen hindurchzuschleusen. 

Niedere Pilze als Naturstoff-Reservoir bisher unterschätzt

Interessant ist die Entdeckung der Naturstoffe in Mortierella alpina auch deshalb, weil niedere Pilze wie die Jochpilze bislang kaum als Produzenten sekundärer Naturstoffe wahrgenommen worden sind – im Gegensatz zu höheren Pilzen wie beispielsweise Aspergillus-Arten. Das dürfte sich nun ändern. Genetische Untersuchungen am Erbgut von Mortierella alpina haben gezeigt, dass der Pilz noch viel mehr Naturstoffe produzieren kann, die Malpinine sind lediglich eine kleine Gruppe davon.“