Obdachlose besonders häufig von Schädel-Hirn-Trauma betroffen

Laut Ergebnis einer umfangreichen Meta-Analyse erleiden über die Hälfte aller Obdachlosen in Ländern mit hohem Einkommen ein Schädel-Hirn-Trauma. Die aktuellen Forschungsergebnisse lassen dabei ein besonders gravierendes Problem erkennen: Das erlittene Schädel-Hirn-Trauma fällt bei 25 Prozent der Obdachlosen sogar mäßig bis schwer aus.

SHT bei 53 Prozent aller Obdachlosen in sechs Ländern mit hohem Einkommen erkannt

Laut Ergebnis einer umfangreichen Meta-Analyse erleiden über die Hälfte aller Obdachlosen in Ländern mit hohem Einkommen ein Schädel-Hirn-Trauma. Die aktuellen Forschungsergebnisse lassen dabei ein besonders gravierendes Problem erkennen: Das erlittene Schädel-Hirn-Trauma fällt bei 25 Prozent der Obdachlosen sogar mäßig bis schwer aus.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen befassten sich die Forschenden mit 38 zwischen 1995 und 2018 erschienen Studien, die sich mit der Häufigkeit von SHT bei Obdachlosen und Menschen unsicheren häuslichen Umfeldern befassten. Nach Abgleich der Forschungsarbeiten mit der Allgemeinbevölkerung ergab sich bei der untersuchten Bevölkerungsgruppe ein viermal höheres Risiko für Schädel-Hirn-Traumata. Hinsichtlich mäßiger bis schwerer SHT war das Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sogar zehnfach erhöht.

Anhand der ihnen vorliegenden Daten konnten das Forschungsteam nicht genau erkennen, ob ein Schädel-Hirn-Trauma das Risiko für Obdachlosigkeit erhöhte oder Obdachlosigkeit häufiger zu Schädel-Hirn-Traumata führt. Aus Sicht des Teams stand allerdings fest, dass in jedem Fall ein stabiles häusliches Umfeld das Risiko für SHT deutlich verringern könnte.

Ein oft unterbewerteter Risikofaktor

"Schädel-Hirn-Traumata sind ein bedeutsamer, viel zu oft unterbewerteter Risikofaktor bei der Beurteilung der Gesundheit und Funktionalität dieser besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppe", äußert sich Dr. William Panenka, ein Mitverfasser der Studie.

Der leitende Studienautor, Jacob Stubbs, fügt hinzu: "Besonders bedenklich finde ich das um ein Vielfaches erhöhte Risiko für moderate bis schwere Schädel-Hirn-Traumata. Unsere Arbeit hebt die Notwendigkeit hervor, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen sich der erhöhten Last durch SHT in dieser Bevölkerungsgruppe bewusst sind und berücksichtigen, wie die Gesundheit hierdurch beeinträchtigt wird."

SHT folgenreich für viele Lebensfaktoren

Die 38 für die aktuelle Studie berücksichtigten Forschungsarbeiten beinhielten Daten aus Australien, Kanada, Japan, Südkorea, Großbritannien und den USA. Darin waren Personen jedes Alters miteingeschlossen, die entweder obdachlos waren, in unsicheren häuslichen Umfeldern lebten oder auf Dienste für Obdachlose zurückgriffen.

Das Team wertete die Anzahl neuer und bereits vorliegender Fälle von SHT sowie den Zusammenhang zwischen Schädel-Hirn-Traumata und der allgemeinen Gesundheit oder Funktionalität aus. Dabei schlussfolgerten die Forschenden, dass SHT in allen Fällen mit schlechterer körperlicher sowie mentaler Gesundheit, erhöhtem Selbstmordrisiko, Gedächtnisverlust, erhöhtem Bedürfnis für Gesundheitsdienste und vermehrtem Kontakt zum Strafverfolgungssystem einhergeht.

Quelle:
Jacob L Stubbs, Allen E Thornton, Jessica M Sevick, Noah D Silverberg, Alasdair M Barr, William G Honer, William J Panenka. Traumatic brain injury in homeless and marginally housed individuals: a systematic review and meta-analysisThe Lancet Public Health, 2019; DOI: 10.1016/S2468-2667(19)30188-4