Oldenburger Klinikum erneut in den Schlagzeilen

Bei Bauchspeicheldrüsen-OPs sollen in Oldenburg ungewöhnlich viele Patienten gestorben sein. Das Klinikum steht deshalb erneut im Fokus der Ermittler - und hofft auf schnelle Aufklärung.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Anfangsverdacht

Bei Bauchspeicheldrüsen-OPs sollen in Oldenburg ungewöhnlich viele Patienten gestorben sein. Das Klinikum steht deshalb erneut im Fokus der Ermittler - und hofft auf schnelle Aufklärung.

Das Klinikum Oldenburg kommt nicht aus den Schlagzeilen. Ein Experte soll mögliche Behandlungsfehler bei Bauchspeicheldrüsenoperationen in dem Klinikum aufdecken. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines Anfangsverdachts. Damit steht das Klinikum nach der Mordserie des früheren Krankenpflegers Niels Högel und den Ermittlungen gegen dessen frühere Kollegen erneut im Visier der Anklagebehörde. Und jetzt hat das Klinikum auch noch den Direktor der Radiologie fristlos entlassen

Medien hatten im Juni berichtet, dass überdurchschnittlich viele Patienten in Oldenburg während und nach komplizierten Eingriffen an der Bauchspeicheldrüsen gestorben seien. Das Klinikum spricht dagegen von einer erhöhten, aber nicht außergewöhnlichen Sterberate. Ein Experte soll die Verdachtsfälle jetzt für die Staatsanwaltschaft überprüfen. Die Ärztekammer sei beauftragt, einen Gutachter zu benennen, sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde.

Klinikum versichert, Unregelmäßigkeiten seien nicht gefunden worden

Das Klinikum Oldenburg hatte die Fälle bereits Anfang des Jahres von einem externen Gutachter untersuchen lassen. Die Ergebnisse lägen der Staatsanwaltschaft vor, sagte eine Sprecherin des Klinikums am Donnerstag. Es habe keine Hinweise auf systematische Probleme bei Operationen gegeben. Die von den Gutachtern angeregten Verbesserungen setze man nun um. Das Klinikum hofft nur, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft schnell vorankommen.

Die Entlassung des Direktors der Radiologie steht nach Angaben der Kliniksprecherin damit nicht im Zusammenhang. "Das hat keine medizinischen Gründe", betonte sie. Mehr wollte sie nicht dazu sagen. Nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen soll es um ein Fehlverhalten gegenüber Mitarbeiterinnen gehen. 

Das Sozialministerium in Hannover teilte mit, es habe die niedersächsische Krankenhausgesellschaft gebeten, "den Krankenhausträger intensiv zu unterstützen und zu beraten". Zudem stehe das Ministerium mit dem Träger in Kontakt, sodass das Krankenhaus das Ministerium zeitnah über den aktuellen Stand informieren werde. Auch die Krankenkassen sieht das Ministerium in der Pflicht, eine qualitätsbasierte Versorgung für ihre Versicherten zu gewährleisten. Geplant sei deshalb, mit den Krankenkassen Kontakt aufzunehmen und sich zudem weiterhin eng mit der Deutschen Krebsgesellschaft auszutauschen. Eine direkte Aufsichtsfunktion über Krankenhäuser habe das Land Niedersachsen aber nicht. 

Weitere Ermittlungen im Fall Högel laufen noch

Eine möglicherweise erhöhte Sterberate bei Patienten - am Klinikum Oldenburg lässt das sofort Erinnerungen an den Fall Högel aufkommen. Der Pfleger hatte über Jahre Patienten auf der Intensivstation zu Tode gespritzt. Nach Ansicht der Ermittler gab es damals schon Hinweise darauf, dass ungewöhnlich viele Patienten während seiner Schichten starben. Das Klinikum versetzte Högel erst auf eine andere Station und lobte ihn dann mit einem guten Zeugnis weg. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb auch gegen fünf ehemalige verantwortliche Mitarbeiter wegen Totschlags durch Unterlassen. 

Niels Högel steht ab Ende Oktober erneut wegen Mordes vor Gericht - diesmal in 98 Fällen. Er sitzt bereits lebenslang in Haft. Der Pfleger soll erst in Oldenburg und später am Klinikum Delmenhorst immer wieder Patienten getötet haben. Die Taten hat er weitgehend gestanden. Wegen sechs Taten hatte ihn das Landgericht Oldenburg schon verurteilt.