Parkinson-Behandlung: Neurochirurgen setzen neuartige Elektroden ein

"Für uns war das schon ein großer und spannender Moment im OP, als wir dem ersten Patienten diese neue Generation von Elektroden eingesetzt haben. Ein echter Fortschritt in der Behandlung durch die tiefe Hirnstimulation", sagt Oberärztin Malgorzata Kolodziej, Leiterin der neurochirurgischen Schmerztherapie und Neuromodulation.

Mit Tiefer Hirnstimulation Nebenwirkungen ausschalten

"Für uns war das schon ein großer und spannender Moment im OP, als wir dem ersten Patienten diese neue Generation von Elektroden eingesetzt haben. Ein echter Fortschritt in der Behandlung durch die tiefe Hirnstimulation", sagt Oberärztin Malgorzata Kolodziej, Leiterin der neurochirurgischen Schmerztherapie und Neuromodulation.

Sechs Stunden hat der Eingriff gedauert, den die Neurochirurgen zuvor schon mithilfe von MRT-Aufnahmen und einem speziellen Computerprogramm zusammen mit PD Dr. Iris Reuter von der Klinik für Neurologie vorbereitet und durchgespielt hatten. Dem 51-jährigen Patienten, der seit 15 Jahren an Parkinson leidet, wurden in einem minimal-invasiven Verfahren (Schlüssellochchirurgie) dabei vier kleinste Elektrodenringe in einen bestimmten Bereich des Gehirns eingesetzt, die dann elektrische Impulse abgeben und damit Nervenzellen in der Umgebung stimulieren, um so die Bewegungsstörungen, unter denen der Parkinsonpatient leidet, auszugleichen. Diese Therapie bezeichnet man als Tiefe Hirnstimulation (THS) oder Deep Brain Stimulation (DBS).

Die Regionen im Hirn, in denen die Elektroden ihre optimale Wirksamkeit entfalten, sind allerdings so klein, dass sich die Chirurgen hier im Millimeterbereich bewegen: "Das ist eine ganz akribische Präzisionsarbeit, da braucht es Erfahrung und optimale Vorbereitung um hier für den Patienten das bestmögliche Ergebnis zu bekommen. Wenn wir bei der Positionierung auch nur weniger als einen Millimeter abweichen, kann es sein, dass der gewünschte Effekt nur schwach bis gar nicht einsetzt oder aber auch, dass Nerven stimuliert werden, die dann unerwünschte Nebenwirkungen produzieren", erklärt die Neurochirurgin. Zu diesen Nebenwirkungen gehören unter anderem Taubheitsgefühle, Kribbeln, Muskelkrämpfe aber auch Probleme beim Sprechen.

Auch aus diesem Grund haben sich die Gießener Experten um Prof. Dr. Eberhard Uhl, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, entschieden, eine neue weiterentwickelte Generation von Elektroden einzusetzen. Auch sie bestehen aus vier Ringen, allerdings sind die beiden mittleren Ringe in jeweils drei Teilstücke (Segmente) unterteilt. So sind es nun insgesamt acht Elektrodenkontakte, die sich jetzt einzeln ansteuern, aktivieren oder stilllegen lassen. Dies geschieht durch einen unter die Haut gepflanzten Impulsgeber, der mit einer Fernbedienung gesteuert wird.

"Mit diesen neuen Elektroden sind wir viel flexibler und können unerwünschte Nebenwirkungen durch ein Abschalten einzelner Kontakte unterbinden und insgesamt das Ergebnis für den Patienten optimieren", betont Dr. Kolodziej. Schon im OP wird die Wirksamkeit der Elektroden getestet. Um alles optimal einzustellen, braucht es jedoch Wochen oder Monate, in denen der Patient zu regelmäßigen Terminen wieder kommt und seine Erfahrungen mit dem Hirnschrittmacher schildert. Die Feinabstimmung in der Einstellung der Elektroden wird dann von Neurologen und Neurochirurgen gemeinsam vorgenommen.

"Bei unserem ersten Patienten ist alles optimal gelaufen. Er ist jetzt gut eingestellt und auch selbst mit dem Ergebnis sehr zufrieden, weil es ihm einfach neue Lebensqualität bietet. Er konnte fast alle seine Medikamente reduzieren. Das ist für uns immer gleichermaßen Belohnung und Bestätigung unsere Arbeit", freut sich die die Oberärztin.