Arzt 2.0: Wann ist es ethisch vertretbar, einen Patienten zu googeln?

Gibt es Umstände, unter denen es für Mediziner moralisch richtig ist, ihre Patienten bei Google zu suchen? Ein neuer Artikel (DOI: 10.1007/s11606-014-3030-7) im Journal of General Internal Medicine

Gibt es Umstände, unter denen es für Mediziner moralisch richtig ist, ihre Patienten bei Google zu suchen? Ein neuer Artikel (DOI: 10.1007/s11606-014-3030-7) im Journal of General Internal Medicine befasst sich mit den ethischen Problemen bei der Benutzung von Google durch Ärzte.

Bisherige Debatten über den Einsatz des Internets von Medizinern haben sich auf die Weitergabe von Patientendaten über Social Media und andere Kanäle beschränkt. Auch die private Nutzung von sozialen Medien wurde behandelt. Mit dem googeln von Patienten bringen die Forscher eine weitere Einsatzmöglichkeit des Webs für Mediziner ins Gespräch.

Die Wissenschaftler des Penn State College of Medicine schreiben, dass die Grenze zwischen dem Internet, sozialen Medien und der modernen Medizin immer weiter verschwimmt. Die Forscher fordern daher, dass die Richtlinien für den Gebrauch des Internets von Medizinern an die neuen Gegebenheiten angepasst werden müssen um ein Bewusstsein zu schaffen, wann es ethisch vertretbar ist, einen Patienten zu googeln.

Autoren nennen 10 Fälle, in denen das googeln ethisch richtig seien könnte

Die Autoren der Studie nennen 10 Fälle, in denen der Einsatz von Google zur Informationsbeschaffung möglicherweise moralisch korrekt sein könnte. Sie schreiben, dass es ethisch vertretbar für Mediziner ist, ihre Patienten bei Google oder generell im Internet zu suchen, um sie vor körperlichen Gefahren zu warnen. Dieses Szenario setzt voraus, dass die Patienten nicht auf anderem Wege auffindbar sind. Auch Betrugsversuche im Zusammenhang mit dem Betäubungsmittelgesetz werden als Beispiel genannt.

Die große Frage dabei bleibt aber dennoch, ob solche Fälle nicht direkt den Behörden übergeben werden sollten. Mediziner sind im Gegensatz zu Polizisten nicht geschult, solche Ermittlungen durchzuführen. Auch ist es fraglich ob es überhaupt gesellschaftlich gewollt sein kann, dass Mediziner solche Aufgaben übernehmen, da diese Arbeit auch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nachhaltig schaden könnte.

Wissenschaftler wollen mit ihrer Veröffentlichung eine Debatte anstoßen

Ziel der Wissenschaftler ist es, mit Ihrem Papier eine Debatte um die Nutzung des Internets im Gesundheitsbereich anzustoßen. Sie schreiben, dass in Zukunft immer mehr Mediziner das Internet für Recherchezwecke nutzen werden, vor allem da junge und zukünftige Ärzte mit dem Netz aufgewachsen sind. Daher soll es “unter sehr speziellen Umständen – und nur wenn gut durchdacht –richtig sein […] einen Patienten zu googeln.” Mit ihren Thesen wollen die Forscher den ersten Schritt zur Verbesserung von Leitlinien für die ethische Internetnutzung von Medizinern machen.

Text: fw