Patienten mit Oberschenkelbrüchen müssen auf OP oft warten

Rund 13 000 Patienten mit bestimmten Knochenbrüchen am Oberschenkel müssen in Deutschlands Krankenhäusern mehr als zwei Tage auf eine Operation warten. Klinikpatienten in Deutschland können nicht i

Rund 13 000 Patienten mit bestimmten Knochenbrüchen am Oberschenkel müssen in Deutschlands Krankenhäusern mehr als zwei Tage auf eine Operation warten.

Klinikpatienten in Deutschland können nicht immer auf eine mustergültige Behandlung vertrauen. In der überwiegenden Zahl der Fälle werden Operationen, Krebsbehandlungen oder Transplantationen zwar gemäß den aktuellen Empfehlungen gemacht. Aber es gibt in einzelnen Bereichen deutliche Ausreißer nach unten. Das zeigt ein offizieller Qualitätsreport, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Für die umfassende, die im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses von Krankenkassen, Ärzten und Kliniken erstellte Studie wurden knapp 3,3 Millionen Datensätze von rund 1600 Kliniken ausgewertet. “Wir haben eine gute Qualität der Versorgung, aber es gibt Verbesserungsbedarf in einzelnen Bereichen”, sagte Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des AQUA-Instituts, das für die Studie verantwortlich ist.

Beispiel Bruch des oberen Oberschenkelknochens: Betroffen sind mehr als 100 000 Patienten im Jahr – zu 85 Prozent sind sie 70 Jahre oder älter. Eigentlich sollten die Patienten in der Klinik zügig operiert werden, in der Regel binnen 48 Stunden. Doch mehr als 13 000 Patienten mussten im vergangenen Jahr länger warten – die meisten davon kamen freitags in die Klinik. Der Medizinexperte des Krankenkassen-Verbands, Bernhard Egger, bemängelte, viele Kliniken böten solche Operationen am Wochenende gar nicht verlässlich an.

Beispiel Herzschrittmacher: Schlägt das Herz zu langsam, kann ein Schrittmacher helfen. Insgesamt läuft es laut dem Report zwar im Durchschnitt gut, wenn solche elektrischen Taktgeber eingesetzt werden. Doch nicht immer. Und rund drei Prozent der Patienten wird nach einer Implantation innerhalb eines Jahres ein neuer Eingriff nötig – “zu häufig”, wie die Experten feststellen.

Beispiel Aortenklappen: Zehntausendfach werden Patienten behandelt, weil diese Klappen zwischen Herz und Hauptschlagader nicht mehr richtig funktionieren. Traditionell wird hierbei operiert, doch in den vergangenen Jahren kam ein neues Verfahren mit Kathetern dazu. Die Brust muss hierbei zwar nicht geöffnet werden – doch wegen Risiken sollen Ärzte darauf nur zurückgreifen, wenn eine OP zu belastend wäre, vor allem bei Älteren. Doch während die Zahl der traditionellen OPs binnen vier Jahren leicht auf rund 10 000 im vergangenen Jahr sank, schnellte die der Katheter-Eingriffe von 5000 auf mehr als 13 000 in die Höhe. Viele Patienten würden gegen internationale Leitlinien auf diese Weise behandelt, so der Report.

Insgesamt prüften die Experten 416 Merkmale für gute Qualität. Bei 65 dieser sogenannten Indikatoren gab es gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung, bei 14 eine Verschlechterung.

Der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, betonte, die Kliniken hätten “in 99,9 Prozent” der überprüften Leistungen gute Qualität abgeliefert.

Die Krankenkassen kritisierten einen Mangel an Konsequenzen aus aufgezeigten Problemen. “Das Manko ist, dass es keine Möglichkeit gibt, das Krankenhaus, das nicht rechtzeitig operiert, dazu zu verpflichten oder ihm den Versorgungsauftrag zu entziehen”, sagte ihr Experte Egger. Das sehe die Klinikreform der Koalition nun zwar vor. Umsetzen müssten das dann aber die Bundesländer.

Text: dpa /fw

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