Patienten trotz Arbeitsverdichtung beim Personal zufrieden

Überarbeitete Pfleger, gestresste Ärzte - die Klagen sind bekannt. Doch auf die Zufriedenheit der Patienten scheint sich das nicht auszuwirken. Das zeigt eine neue Umfrage der Techniker Krankenkasse.

Patienten fühlen sich laut TK-Umfrage gut aufgehoben

Überarbeitete Pfleger, gestresste Ärzte - die Klagen sind bekannt. Doch auf die Zufriedenheit der Patienten scheint sich das nicht auszuwirken. Das zeigt eine neue Umfrage der Techniker Krankenkasse.

Die Patienten in den Südwest-Kliniken fühlen sich trotz Klagen des Pflege- und medizinischen Personals über hohe Belastung gut aufgehoben. Das ergab eine Umfrage der Techniker Krankenkasse in Baden-Württemberg, an der sich 17 800 TK-Versicherte beteiligten. "Die große Mehrheit spürt die Folgen der Diskussion um die Arbeitsverdichtung in den Krankenhäusern nicht", sagte TK-Landeschef Andreas Vogt in Stuttgart.

Jeweils 87 Prozent der Befragten gaben an, die Ärzte beziehungsweise die Pfleger hätten sich genügend Zeit für sie genommen. Mit überwältigender Mehrheit zeigten sie sich zufrieden damit, wie Ärzte und Pfleger auf ihre Fragen reagierten. Auch bei der Gesamtbewertung der Kliniken - vom Behandlungsergebnis über Organisation und Unterbringung bis hin zur Patientensicherheit - erzielten die baden-württembergischen Kliniken bessere Werte als der Bundesschnitt. Sie kamen bei "Allgemeiner Patientenzufriedenheit" auf einer Skala mit 100 Punkten auf 82,3 (Bund: 80,97).

Übergang zur Ambulanz noch verbesserungsfähig

Den kritischsten Punkt sehen die Befragten in der Weiterbehandlung nach dem Krankenhausaufenthalt. Ein Fünftel der Befragten findet, dass die Klinik den Übergang in den ambulanten Bereich schlecht vorbereitet hat. Da müssten Krankenkassen, Krankenhäuser und Ärzte besser zusammenarbeiten, forderte Vogt.

Bei den Kliniken gibt es im Empfinden der Patienten große Unterschiede: Am schlechtesten schnitt das Sana Klinikum Biberach mit 64,4 Punkten ab auf einer Skala mit 100 Punkten. Am besten wurde die Arcus Klinik in Pforzheim mit 96,9 Punkten beurteilt.

Patienten sind besser informiert

Nach der Umfrage informieren sich die Patienten immer besser, bevor sie zu planbaren Eingriffen ins Krankenhaus gehen, und nehmen für Qualität auch weitere Wege in Kauf. Ein Drittel gab an, zu einem großen Haus mehr als 25 Kilometer zu fahren. Der mündige Patient informiert sich über die Behandlungsqualität in den Kliniken, bei den 30- bis 39-Jährigen sind dies 30 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen 28,4 Prozent.

Gutes Informationsmanagement sei eine zentrale Aufgabe der Kliniken in den kommenden Jahren, sagte Vogt. "Mit wenig aussagekräftigen, schwer verständlichen oder kaum auffindbaren Qualitätsangaben werden sich in Zukunft immer weniger Patienten zufrieden geben." Wer sich informiert, sei bereit, länger zur Behandlung unterwegs zu sein.

Zweitmeinung wird häufig in Anspruch genommen

Auch die Zweitmeinung vor dem Krankenhausaufenthalt erfreut sich großer Beliebtheit. Bis ins hohe Alter konsultieren die Menschen einen zweiten Arzt, bevor sie in die Klinik gehen. Am stärksten wird das Instrument in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen mit 27,6 Prozent genutzt, aber auch bei den über 80-Jährigen liegt der Wert noch bei 21,2 Prozent.

Die spezialisierten Fachkliniken bekamen in der Umfrage Bestnoten für die medizinische Versorgung, so etwa das Herzzentrum Bad Krozingen mit 95,6 Punkten oder die Orthopädische Klinik Markgröningen (92,7 Punkte). Von dem Fachwissen müssten möglichst viele Patienten profitieren können, verlangte Vogt. Das Mittel der Wahl dafür sei die Telemedizin, um die Krankenhäuser untereinander zu vernetzen. "Die Landesregierung sollte diesen Prozess gezielt fördern, indem zehn Prozent der Mittel für die gesamte Klinikförderung in den Ausbau der Telemedizin fließen."