Pflege wird laut Dienstleistern deutlich teurer werden

Wer ältere Leute pflegt und ihren Alltag gestaltet, soll besser bezahlt werden. Diesen Satz hören Pflegefirmen häufig von Politikern. Praktisch bedeutet das, dass es teurer für alle Beteiligten wird - wenn nicht mehr Geld ins System kommt.

Kosten für Altenpflege werden in Zukunft stark ansteigen

Wer ältere Leute pflegt und ihren Alltag gestaltet, soll besser bezahlt werden. Diesen Satz hören Pflegefirmen häufig von Politikern. Praktisch bedeutet das, dass es teurer für alle Beteiligten wird - wenn nicht mehr Geld ins System kommt.

Die Altenpflege wird in Mecklenburg-Vorpommern für Patienten, Angehörige und Kommunen voraussichtlich deutlich teurer. Das zeichne sich bei ersten Pflegesatzverhandlungen ab, sagte Sven Wolfgram als Nordost-Landesbeauftragter des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) am Dienstag auf einer Pflegekonferenz in Linstow (Landkreis Rostock). "Man könnte fast 'dramatisch teurer' sagen", erklärte Wolfgram. So stiegen in Sachsen und Sachsen-Anhalt die Preise für Pflege-Patienten bereits um bis zu 700 Euro für einen Monat Heimpflege. Grund für den Kostenanstieg sei vor allem der sich verschärfende Wettbewerb um Fachkräfte.

Hier sei die Politik unehrlich, erklärte der Fachmann und bezog sich auf Forderungen von Landessozialministerin Birgit Hesse (SPD) und des SPD-Bundesvorsitzenden Martin Schulz. Dieser hatte eine 30-prozentige Lohnerhöhung ins Spiel gebracht. Auf politischer Ebene werde zwar immer eine bessere Bezahlung gefordert, aber nicht mehr Geld über Pflegekassen ins System gegeben, erläuterte Wolfgram. Geschehe da nichts - im Gespräch seien auch Finanzzuschüsse des Bundes - müssten Patienten, deren Angehörige und Kommunen die Erhöhung tragen.   

Nach bisherigen Erhebungen sind im Nordosten wegen der ohnehin niedrigeren Renten etwa 30 Prozent der Pflege-Patienten auf soziale Unterstützung der Kommunen angewiesen. Das könne auf etwa 60 Prozent ansteigen. Damit wäre die ursprüngliche Idee, mit der Pflegeversicherung die Kommunen zu entlasten, wieder gescheitert, meinte Wolfgram.

Hoffnungen setzen die Pflegeanbieter, ob privat oder gemeinnützige Träger wie Diakonie, Caritas, DRK und andere Verbände noch auf die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin. Die Bezahlung der Pflegekräfte stehe auch im Sondierungspapier von SPD und CDU, hieß es in Linstow.

"Wir sind dafür, die Leute besser zu bezahlen", sagte Wolfgram. Aber dafür müssten Pflegeanbieter auch besser ausgestattet werden. Wenn man nicht mindestens 2300 Euro im Monat zahlt, bekomme man niemanden in eine eher ländliche Einrichtung wie in Lüdersdorf (Kreis Nordwestmecklenburg), nannte der bpa-Landesvorsitzende Michael Händel ein Beispiel. Er leitet dort ein Heim mit 40 Mitarbeitern wenige Kilometer östlich von Lübeck.

Aufgrund der Landesvorschriften müssten aber 50 Prozent der Mitarbeiter Fachkräfte sein. Könne man das nicht einhalten, dürften nicht alle Plätze belegt werden, was die Heimaufsicht kontrolliere. Einige Häuser hätten noch so hohe Nachfragen von Patienten, dass sie anbauen müssten, dies wegen des Fachkraftmangels aber lieber ließen.

Zwei Leiter von großen Vitanas-Häusern in Schwerin erklärten, dass sie bisher keine Personalprobleme hätten. Das sei in ländlichen Regionen schwieriger, sagte Wolfgram. Für die Mitarbeiter in Schwerin sei ein ganz genauer Dienstplan, Fortbildungen sowie eine gute "Teamkultur" sehr wichtig, sagte die Einrichtungsleiter mit insgesamt rund 150 Mitarbeitern. "Wir haben zum Beispiel ein Wunschbuch, wo Mitarbeiter ihre Arbeitszeitwünsche eintragen und diese möglichst berücksichtigt werden", sagte Händel.

Der bpa-Landesverband erarbeitet derzeit Entgelttabellen für seine Verbandsmitglieder. Darin sollen auch Leistungsbestandteile in der Bezahlung aufgenommen werden. Der Landesverband vertritt nach eigenen Angaben rund 470 Anbieter, die etwa die Hälfte aller Pflegebetriebe im Nordosten ausmachen.