Postmenopausale Hormontherapie mit Östrogenen kann Brustkrebsrisiko senken

Noch vor einigen Jahren galt die postmenopausale Hormontherapie als Standard bei der Behandlung typischer klimakterischer Beschwerden. Nach der Menopause kann es zu Hitzewallungen und Stimmungsschw

Noch vor einigen Jahren galt die postmenopausale Hormontherapie als Standard bei der Behandlung typischer klimakterischer Beschwerden. Nach der Menopause kann es zu Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen kommen. Das Ausmaß der Belastung für die Frau ist dabei interindividuell sehr unterschiedlich. Es wird geschätzt, dass ungefähr 40 Prozent der in der Menopause befindlichen Frauen in Deutschland sich durch die Beschwerden in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen.

Knochen- und Herzschutz geht mit den Östrogenen verloren

Östrogene sollen auch kardioprotektiv wirken und den Knochen schützen, weshalb eine Hormontherapie doppelt sinnvoll zu sein schien: die Frauen fühlen sich wohler und sind besser vor Folgeerkrankungen geschützt.

Allerdings stellte sich in großen Kohortenstudien heraus, dass eine Kombination von Progesteron und Östrogen in der Menopause das Brustkrebsrisiko steigen lässt. Als die Ergebnisse im Rahmen der Women’s Health Initiative (WHI) bekannt wurden, nahm die postmenopausale Behandlung mit Kombinationspräparaten deutlich ab.

Kombinationstherapie aus Östrogen und Progesteron steigert Brustkrebsrisiko, Östrogenmonotherapie senkt es

Ein kürzlich bei JAMA Oncology veröffentlichtes Review (DOI:10.1001/jamaoncol.2015.0494) fasst die Datenlage zusammen. Die Autoren um Chlebowski analysierten zwei große Studien: im ersten Setting wurden 16608 Frauen untersucht, die einen intakten Uterus hatten und eine Kombination aus Östrogen und Progesteron für, im Mittel, 5,6 Jahre erhielten. Das zweite Setting bezog sich auf Frauen nach Entfernung des Uterus, die mit einem Östrogenmonopräparat über 7,2 Jahre gemittelt behandelt wurden.

Die Autoren stellen fest, dass eine Kombination aus Östrogen und Progesteron das Brustkrebsrisiko für die Dauer der Intervention steigert. Mit dem Ende der Intervention kommt es zum Abfall des Brustkrebsrisikos. Über den gesamten Zeitraum betrachtet, ist aber trotzdem eine Risikoerhöhung zutreffend.

Die Anwendung von Östrogenmonopräparaten senkt das Brustkrebsrisiko während der Intervention und kurz danach. Die Unterschiede zur Kontrollgruppe sind erst im späten Follow-Up aufgehoben. Über den gesamten Zeitraum betrachtet liegt das Brustkrebsrisiko der Interventionsgruppe unter dem der Kontrollgruppe.

Auch Monotherapie nur mit strenger Indikation und unter Vorbehalten

Da eine alleinige Behandlung mit Östrogenen zu einem erhöhten Risiko führt, an einem Endometriumkarzinom zu erkranken, ist die Monotherapie nur bei Frauen sinnvoll, deren Uterus bereits entfernt wurde.

Anzumerken ist, dass unter Gabe von Östrogenen allein oder in Kombination mit Progesteron vermehrt Schlaganfälle bei den Frauen auftreten können. Bezogen auf 10000 Frauen sind es 12 Schlaganfälle mehr, als in der Vergleichsgruppe. Auch das Thromboserisiko steigt unter der Hormontherapie signifikant an. Der Befund, dass Östrogene das Brustkrebsrisiko senken, widerspricht darüber hinaus Beobachtungen aus Zell- und Tierversuchen.

Die Autoren sind trotzdem überzeugt, dass ihre Arbeit einen wichtigen Anstoß in der Brustkrebsforschung geben kann: ihrer Meinung nach sollte die Rolle des Progesterons auch bei prämenopausalen Brustkrebsfällen untersucht werden. Hier läge ein therapeutisches Potenzial, welches noch ausgeschöpft werden könne.

Text: esanum /kme