Psychotherapie gegen Autismus-Störungen?

Eine Multicenter-Studie zur Psychotherapie bei Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störungen startet bundesweit an sechs Studienzentren. Die Leitung übernimmt dabei das Universitätsklinikum Freiburg. Dabei handelt es sich um die weltweit größte Studie ihrer Art.

Bislang keine geprüften Behandlungsangebote für soziale Kernsymptome

Eine Multicenter-Studie zur Psychotherapie bei Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störungen startet bundesweit an sechs Studienzentren. Die Leitung übernimmt dabei das Universitätsklinikum Freiburg. Dabei handelt es sich um die weltweit größte Studie ihrer Art.

Autismus-Spektrum-Störungen sind in der Bevölkerung ähnlich häufig sind wie Essstörungen, Zwangsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen. Trotzdem gibt es bisher für betroffene Erwachsene keine geprüften Behandlungsangebote für die sozialen Kernsymptome, zu denen eine gestörte soziale Interaktion gehört. Unter Federführung des Universitätsklinikums Freiburg und der Humboldt-Universität Berlin startet nun die weltweit größte Studie zur Psychotherapie bei Erwachsenen mit ASS. Die Studie wird an sechs Standorten durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt über zwei Millionen Euro gefördert.

"Mit unserer Studie wollen wir die Situation von AutistInnen verbessern. Die Studie bietet erstmals die Möglichkeit, eine nachweislich wirksame Therapie etablieren und anbieten zu können. Das wäre für die Betroffenen ein echter Meilenstein", sagt Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Er leitet die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Isabel Dziobek von der Humboldt Universität Berlin.

Psychotherapie und Online-Angebot werden geprüft

In der klinischen Phase-III-Studie soll die Wirksamkeit einer am Universitätsklinikum Freiburg entwickelten Gruppenpsychotherapie (Freiburger autismusspezifische Therapie bei Erwachsenen, FASTER) und eines an der HU Berlin entwickelten Internettrainings der sozialen Kompetenz (SCOTT&EVA) bei insgesamt 360 Erwachsenen überprüft werden. Beide Therapieformen werden mit einer Kontrollgruppe verglichen, um so die Effektivität dieser Behandlungsansätze nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin zu belegen. Bei FASTER werden in 16 Therapieeinheiten Informationen zu Psychoedukation, Stressmanagement und sozialer Interaktion gegeben sowie Rollenspiele durchgeführt und Hausaufgaben bearbeitet. Beim SCOTT handelt es sich um ein Online-Trainingsprogramm zum Verständnis von unterschiedlichen Emotionen anhand der Mimik und Betonung sowie zu komplexen sozialen Interaktionen.

Suche nach neurobiologischen oder genetischen Vorhersagemustern

Des Weiteren werden im Rahmen einer Zusatzstudie, die vom Exzellenzcluster NeuroCure in Berlin finanziert wird, denkbare positive Auswirkungen der Therapieformen auf die Gehirnfunktionen untersucht. Es soll außerdem analysiert werden, ob genetische und neurobiologische Muster vorhersagen können, welche PatientInnen von welcher Therapieart besonders profitieren.
Im Rahmen dieser Studien kann erwachsenen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung an den sechs Studienstandorten eine kostenfreie Psychotherapie angeboten werden.

ProbandInnen gesucht

Ab sofort können sich Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung für die klinische Studie anmelden, die an folgenden Studienorten stattfindet: