Risikogruppen und die Blutspende: Interview mit Sven Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen) zum aktuellen Expertenstreit
Ein Jahr lang kein Sex oder du bist raus. Dieser zugegeben imperativ formulierte Satz beschreibt ganz gut die derzeitige Situation von Schwulen und Trans-Menschen, wenn es um die Blutspende geht. Wir fragen nach bei Sven Lehmann von Bündnis 90/Die Grünen.
Der Umgang mit sogenannten Risikogruppen bei Blutspenden sorgt weiter für kontroverse Diskussionen zwischen MedizinerInnen und Verbänden.
Während die Bundesärztekammer (BÄK) die befristete Rückstellung bestimmter Menschen mit sexuellem Risikoverhalten von der Blutspende rechtfertigt, sehen Schwulenverbände in der jetzigen Praxis eine Form der Diskriminierung, die neuere medizinische Erkenntnisse unberücksichtigt lasse.
Letzte Woche fand sie nun endlich statt, die Anhörung des Gesundheitsausschusses, unter Leitung von Erwin Rüddel (CDU) zum Umgang mit sogenannten Risikogruppen bei Blutspenden. Mehr zum Expertenstreit.
Im Podcast sprechen wir dazu mit Sven Lehmann von Bündnis 90/Die Grünen. Er fordert, dass die Bundesärztekammer einmal im Jahr überprüfen sollte, ob ein Ausschluss bestimmter Personengruppen von der Blutspende wissenschaftlich überhaupt noch begründet sei. Zudem spricht er sich dafür aus, dass ein Verbot direkter oder indirekter Diskriminierung in das Transfusionsgesetz aufgenommen wird.
Leider ist die Bedeutung innovativer Verfahren zur Neutralisation von Krankheitserregern, Viren und Bakterien in Blutspenden, wie z. B. der Pathogeninaktivierung (PI), auch nach der Debatte weiterhin gering.
Durch PI könnte die 12-monatige sexuelle Abstinenzpflicht für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) aufgehoben werden. Wissenschaftlich ist diese Abstinenzpflicht schon längst nicht mehr zu halten.
Während die Bundesärztekammer (BÄK) weiterhin für befristete Rückstellung von bestimmten Personengruppen von der Blutspende plädiert, sehen verschiedene Verbände und Parteien in der jetzigen Praxis eine Form der Diskriminierung.