Schizophrenie in der Luft?

Kann Luftqualität die mentale Gesundheit beeinflussen? Die Ergebnisse einer dänischen Studie weisen darauf hin, dass im Vergleich zwischen Städten mit geringer und hoher Luftverschmutzung das Risiko für Schizophrenie um bis zu ein Prozent höher ausfallen kann.

Luftqualität als ernstzunehmender Risikofaktor

Kann Luftqualität die mentale Gesundheit beeinflussen? Die Ergebnisse einer dänischen Studie weisen darauf hin, dass im Vergleich zwischen Städten mit geringer und hoher Luftverschmutzung das Risiko für Schizophrenie um bis zu ein Prozent höher ausfallen kann.

20 Millionen Menschen sind weltweit von Schizophrenie betroffen. In einer jüngst in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlichen Studie zeigt ein dänisches Forschungsteam auf, dass Luftverschmutzung einen ernstzunehmenden Risikofaktor auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit darstellt.

Daten von über 23.000 Personen ausgewertet

Die Forschenden werteten in ihrer Arbeit die Daten von 23.355 Personen aus, die zwischen Mai 1981 und Dezember 2002 geboren wurden und beobachteten diese ab ihrem 10. Geburtstag bis eines der folgenden Ereignisse eintrat: Erste Anzeichen einer Schizophrenie, Auswanderung, Tod oder der 31. Dezember 2012.

Dem Forschungsteam lagen dabei Daten zur genetischen Vorgeschichte, der Entwicklung der psychischen Gesundheit und Luftverschmutzung während der Kindheit vor. Bei 3.531 Studienteilnehmenden kam es zur Schizophrenie. Die Auswertung der Daten ließ erkennen, dass starke Luftverschmutzung während des Aufwachsens mit einem erhöhten Risiko für Schizophrenie im Erwachsenenalter einherging.

Je stärker die Luftverschmutzung, umso höher das Risiko

Dr. Henriette Thisted Horsdal, die leitende Studienautorin, führt aus: "Je stärker die Luftverschmutzung, desto höher war das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Je durchschnittlich 10 Mikrogramm Stickstoffdioxid zusätzlich pro Kubikmeter steigert sich das Risiko für Schizophrenie um 20 Prozent."

Sie ergänzt: "Kinder, die täglich einer durchschnittlichen Dosis von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter ausgesetzt sind, haben im Vergleich zu Kindern, die durchschnittlich 10 Mikrogramm pro Kubikmeter ausgesetzt sind, ein um 60 Prozent höheres Risiko, als Erwachsene an Schizophrenie zu erkranken."

Beobachtungen trafen unabhängig vom genetischen Risikofaktor zu

Aufgrund der Datenlage kommen die Forschenden zu folgendem Resultat: Das durchschnittliche Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, liegt bei zwei Prozent. Bei Menschen, die in Umfeldern mit der geringsten Luftverschmutzung aufgewachsen sind, liegt der Risikofaktor nach Ansicht des Teams bei unter zwei Prozent. Im Gegensatz dazu liegt das Erkrankungsrisiko bei Menschen, die in Städten mit hoher Luftverschmutzung groß geworden sind, bei etwa drei Prozent.

Diese Beobachtung konnten unabhängig von anderen Aspekten, wie z.B. dem genetischen Risikofaktor, gemacht werden. Thisted Horsdal erläutert: "Natürlich ist das Risiko für eine schizophrene Erkrankung höher, wenn eine familiäre Vorgeschichte besteht. Unsere Daten beweisen allerdings, dass unabhängig vom genetischen Risiko die Luftqualität eine bedeutende Rolle spielt. Dieser Zusammenhang kann nicht damit erklärt werden, dass bei Menschen, die in Regionen mit hoher Luftverschmutzung aufgewachsen sind, ein höheres genetisches Risiko vorliegt."

Quelle:
Horsdal HT, Agerbo E, McGrath JJ, et al. Association of Childhood Exposure to Nitrogen Dioxide and Polygenic Risk Score for Schizophrenia With the Risk of Developing Schizophrenia. JAMA Netw Open. 2019;2(11):e1914401. doi:https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2019.14401