Schmerzpatienten müssen individuell behandelt werden

Tausende Menschen leiden an chronischen Schmerzen. Manchmal wissen Ärzte allerdings nicht, warum. Auf dem Schmerzkongress in Mannheim wird über neue Erkenntnisse beraten.

Tausende Menschen leiden an chronischen Schmerzen. Manchmal wissen Ärzte allerdings nicht, warum. Auf dem Schmerzkongress in Mannheim wird über neue Erkenntnisse beraten.

Menschen leiden aus unterschiedlichen Gründen an chronischen Schmerzen, deshalb sollten Ärzte nach Ansicht einer Schmerztherapeutin nicht nur nach “Schema F” vorgehen. Hausärzte oder Orthopäden sollten Patienten entsprechend ihrer individuellen Krankengeschichte behandeln, sagte Esther Pogatzki-Zahn, Professorin an der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie der Uniklinik Münster. “Schmerzmittel verschreiben oder den Patienten krankschreiben, ist oft der falsche weg, vor allem über eine längere Zeit.”

Beim Deutschen Schmerzkongress unter dem Motto “(Um)Denken erwünscht in Mannheim (19. bis 22. Oktober) ist Pogatzki-Zahn Präsidentin. Beim Kongress wollen Schmerzexperten aus ganz Deutschland, darunter Mediziner, Psychologen, Physiotherapeuten und Apotheker, über neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Schmerzmedizin diskutieren.

“Akuter Schmerz ist ein Warnsignal und ein Symptom”, betonte Pogatzki-Zahn. Viele Schmerzpatienten mit chronischen Rückenproblemen hätten aber beispielsweise auch Schmerzen, weil die Muskulatur nicht oder falsch beansprucht werde. In diesem Fall sei das Sofa der falsche Ort, um wieder gesund zu werden. Wenn der Arzt aber merkt, dass sich der Patient der angebotenen Hilfe immer wieder entzieht oder die Symptome nicht verschwänden, müsste der Arzt auch eine komplexere Erkrankung wie ein chronisches Schmerzsyndrom in Betracht ziehen. “Mit nur Krankschreiben und Weiterüberweisen haben manche Ärzte ihre Hausaufgaben nicht gemacht.”

Aus Sicht von Pogatzki-Zahn sollten nicht nur Schmerztherapeuten im Umgang mit chronischen Schmerzpatienten ausgebildet sein, sondern auch Hausärzte und Orthopäden. “Indem sie Patienten mit bestimmten Risikofaktoren identifizieren, leisten sie auch präventive Arbeit.” Denn frühes Erkennen einer drohenden oder begonnenen Chronifizierung könne Schlimmeres möglicherweise verhindern. Sei der Schmerz erst einmal chronisch geworden, werde es immer schwieriger, wieder herauszukommen. Und nicht immer müsse ein Schmerzpatient in eine Klinik. Individuelle Versorgung sei gefragt.

“Mit am Patienten angepassten Therapieformen behandeln wir den Menschen und nicht Mittelwerte aus Studien”, sagte Pogatzki-Zahn. Die Einsicht, dass nicht jede Tablette jedem Menschen gleich helfe, müsse für alle Angebote gelten.

Bei immer mehr Patienten in Deutschland stellen Ärzte chronische Schmerzen fest. Die Zahl stieg in den vergangenen Jahren nach Daten aus dem Arztreport der Barmer GEK kontinuierlich auf zuletzt 3,25 Millionen.