Macht mehr Sex unglücklich?

Die Annahme, dass Sex unser Glücksgefühl steigert, wurde immer und immer wieder in der Forschung und populären Literatur gemacht. Jetzt hält eine neue Studie von der Carnegie Mellon University aus

Die Annahme, dass Sex unser Glücksgefühl steigert, wurde immer und immer wieder in der Forschung und populären Literatur gemacht. Jetzt hält eine neue Studie von der Carnegie Mellon University aus Pittsburgh gegen die konventionelle Weisheit und bezweifelt die Theorie, dass mehr Sex glücklicher macht.

2013 hatte eine Studie(DOI: 10.1007/s11205-013-0267-1) im Fachjournal Social Indicators Research herausgefunden, dass Menschen mit steigender sexueller Frequenz zufriedener sind. Individuen, die glaubten weniger Sex zu haben als ihre Peergroups, gaben an weniger glücklich zu sein als Menschen, die glaubten mehr, oder genau so viel Sex wie ihr Umfeld zu haben. Die damalige Studie konnte zeigen, dass Menschen, die einmal die Woche miteinander schliefen, zu 44% ein höheres Glücksgefühl angaben, als die Gruppe, die keinen Sex im letzten Jahr hatte. Diejenigen, die berichteten, bis zu dreimal die Woche Sex zu haben, waren um 55% glücklicher.

Während das Forscherteam der 2013 veröffentlichten Studie Daten aus einer nationalen Befragung und statistische Analysen verwendeten, um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, rekrutierten die Forscher der Carnegie Mellon Universität (CMU) 128 gesunde, verheiratete Probanden, die zwischen 35 und 65 Jahre alt waren und in heterosexuellen Beziehungen lebten.  Das Ziel der Studie war zu untersuchen, wie die Sexfrequenz die Fröhlichkeit beeinflusst.

Die Paare wurden randomisiert aufgeteilt in zwei Gruppen. Die eine Gruppe wurde dazu gebeten, die Frequenz ihrer sexuellen Akte pro Woche zu verdoppeln. Die andere Gruppe erhielt keinerlei Instruktionen zu ihrer sexuellen Frequenz.

Am Beginn der Studie(DOI: 10.1016/j.jebo.2014.12.030), die in dem Journal of Economic Behavior & Organization veröffentlicht wurde, mussten die Teilnehmer Befragungen zu Gesundheitsverhalten, Glückseligkeit und Sexverhalten (Auftreten, Typ und Vergnügen) ausfüllen.

Die Paare beantworteten zudem online Fragebögen, die diese Variablen jeden Tag während der dreimonatigen Studiendauer abfragten. Am Ende wurde eine finale Befragung unternommen, um diese Ergebnisse mit den anfänglichen Ergebnissen zu vergleichen.

Das Team der CMU fand heraus, dass die Paare, die dazu angeleitet wurden, mehr Sex zu haben, über eine geringe Verschlechterung ihrer Stimmungslage, weniger sexuelles Verlangen und  eine reduzierte Freude an Sex berichteten.

Allerdings glauben die Forscher, dass diese reduzierte Zufriedenheit nicht allein auf Grund der Tatsache beruht, dass die Paare mehr Sex hatten, sondern weil die Paare im Rahmen einer Studie zu dem Geschlechtsverkehr gezwungen wurden, ohne den Sex auf eine natürliche Art zu initiieren.

George Loewenstein, einer der Studienautoren, geht davon aus, dass die Studie andere Ergebnisse bringen könnte, wenn es möglich wäre, die Paare durch ein schöneres Umfeld (Babysitter engagieren, Nächte in einem Hotel buchen) freiwillig dazu zu bringen, häufiger miteinander zu schlafen.

“Der Wille nach Sex verblasst schneller als das Vergnügen durch Sex,” fügt Tamar Krishnamurti hinzu. “Anstatt sich darauf zu konzentrieren, so viel Sex wie am Anfang einer Beziehung zu haben, könnten Paare lieber daran arbeiten, attraktive Bedingungen für ihr Liebesleben zu schaffen.”

Text: esanum/ ab