Sexuelle Funktionsstörungen bei vielen Diabetikerinnen und Diabetikern

Viele Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 entwickeln im Laufe der Zeit Folge- und Begleiterkrankungen wie eine Neuropathie oder Herz-Kreislauferkrankungen. Doch auch Sexualfunktionsstörungen kommen bei Diabetes mellitus häufig vor und betreffen sowohl Männer als auch Frauen.

Rund 50 Prozent aller Typ-2-Diabetiker und bis zu 70 Prozent aller Typ-2-Diabetikerinnen leiden an Störung der Sexualfunktion

Viele Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 entwickeln im Laufe der Zeit Folge- und Begleiterkrankungen wie eine Neuropathie oder Herz-Kreislauferkrankungen. Doch auch Sexualfunktionsstörungen kommen bei Diabetes mellitus häufig vor und betreffen sowohl Männer als auch Frauen. Typische Folgen einer solchen Störung sind Libidoverlust, Anorgasmie und erektile Dysfunktion. Da solche Beschwerden für viele Betroffene nach wie vor ein schambehaftetes Tabuthema sind, gibt es bislang keine einheitlichen Zahlen dazu. Bekannt ist, dass rund die Hälfte aller Männer mit Typ-2-Diabetes unter einer Störung der Sexualfunktion leiden. Bis zu 70 Prozent der Frauen mit Typ 1-Diabetes klagen ebenfalls darüber. Auf einer Online-Pressekonferenz am 10. November 2020 im Vorfeld des Weltdiabetestags erörtert Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, wie DiabetologInnen und Betroffene zu Sexualfunktionsstörungen ins Gespräch kommen können und welche Therapiemöglichkeiten es gibt. 

Früher galten sexuelle Funktionsstörungen als rein psychisch bedingt. Heute ist bekannt, dass bei der Mehrheit der Betroffenen eine körperliche Ursache vorliegt. Eine der häufigsten ist ein instabil eingestellter Stoffwechsel bei Diabetes mellitus. Denn über längere Zeit erhöhte Glukosespiegel greifen mit der Zeit Nerven und Blutgefäße an und verschlechtern die Durchblutung. Das betrifft zum Beispiel Augen, Herz und Nieren, aber auch die Sexualorgane. "Bei Frauen lassen sich die Symptome einer gestörten Sexualfunktion an Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, dem Verlust der Libido und einer gestörten Erregbarkeit erkennen", erklärt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. "Bei Männern steht die erektile Dysfunktion im Vordergrund. Sie ist eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes und beeinträchtigt die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl stark."

Aus falsch verstandenem Schamgefühl sprechen viele Betroffene solche Beschwerden in der Sprechstunde nicht an. Dabei können sexuelle Probleme oft erfolgreich behandelt werden, sagt Professor Haak: "Bei Frauen können bereits einfache Mittel wie die Verwendung von Gleitgelen und eine Überprüfung des Hormonstatus helfen. Auch hormonelle Ersatztherapien in Form von Cremes bringen häufig rasche Besserung." Bei Männern lassen sich Symptome der erektilen Dysfunktion am Anfang oft durch Medikamente behandeln. Weitere Möglichkeiten stellen Vakuumpumpen oder aber auch die Implantation von Penisprothesen als letzte Möglichkeit dar.