Solidargemeinschaften: Probleme durch Behörden und Krankenkassen

Besser, günstiger, persönlicher: So wollen Solidargemeinschaften eine Alternative zur Krankenkasse sein. Doch Behörden und Kassen stellen sich oft quer.

Leben ohne Krankenkasse ist nicht immer einfach

Besser, günstiger, persönlicher: So wollen Solidargemeinschaften eine Alternative zur Krankenkasse sein. Doch Behörden und Kassen stellen sich oft quer.

Solidargemeinschaften in Deutschland haben immer öfter mit Schwierigkeiten durch Behörden und Krankenkassen zu kämpfen. "2015 gab es erste Probleme, die Lage spitzt sich zu", sagt Gottfried Matthias Spaleck, Moderator der Solidargemeinschaft Samarita, Regionalgruppe Frankfurt. Vereine wie Samarita wollen eine Alternative zur Krankenkasse sein.

Die Grundidee von Solidargemeinschaften und Krankenversicherungen ist gleich: Die Gemeinschaft sorgt für eine Behandlung im Krankheitsfall. Doch statt im Großen geschieht das im Kleinen. 14 Leute sind in der Regionalgruppe Frankfurt. Die Mitglieder sind wie Spaleck meist enttäuscht vom System der Krankenkassen: "Ich hatte als freiwilliges Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung einen hohen Beitrag und musste dennoch Therapien, die mir gut geholfen haben, selbst zahlen." Denn für alternative Heilmethoden sei die Kasse nicht aufgekommen.

Vorteile bei Transparenz und Effizienz

Bei Solidargemeinschaften sei das anders: "Wir wissen, für wen wir unsere Beiträge bezahlen", erklärt der Arzt und Psychotherapeut. Weitere Vorteile seien Transparenz und Kosteneffizienz. "Es wird kein Geld abgezogen für Vertrieb oder Dividende", sagt Spaleck. Zudem sichere man sich zu: "Jeder bekommt den Behandlungsweg, den er für sich wählt."

Doch die Möglichkeit zum Wechsel steht nur Selbstständigen und freiwillig Versicherten offen. Und manche Krankenkasse lässt ihre Mitglieder schlicht nicht ziehen. Samarita-Sprecher Max Höfer empfindet das als Willkür.

Spitzenverband sieht Probleme bei Solidargemeinschaften

Der uneigennützige Grundgedanke der Solidargemeinschaften sei theoretisch bestechend, erklärt Ann Marini vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen: "In der Praxis stößt ein solcher Ansatz aber relativ schnell an seine Grenzen." Die Versorgung von Krebspatienten und chronisch Kranken überfordere eine kleine Gemeinschaft. Größere Gruppen hätten die finanziellen Mittel, doch dort seien Probleme bei der Entscheidung über Behandlungen wahrscheinlich.

Um eine wirksame Größe zu erreichen, haben sich Solidargemeinschaften im Dachverband BASSG organisiert. "Dadurch wird eine Größe von ungefähr 7000 Mitgliedern erreicht", sagt Spaleck. Zusätzlich gebe es eine Rückversicherung bei einem Versicherungsunternehmen. "Versicherungsmathematisch sind Großrisiken damit mehr als abgedeckt", sagt er.

Was den Solidargemeinschaften zu schaffen macht: Einige Finanzämter verweigern den Mitgliedern, die Beiträge steuerlich abzusetzen. Ein Abzug als Sonderausgabe scheide aus rechtlichen Gründen aus, sagt Thomas Smaga, Sprecher der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main. Solidargemeinschaften erfüllten bestimmte Voraussetzungen nicht: Die Mitglieder hätten nämlich keinen Rechtsanspruch auf die Leistungen der Solidargemeinschaft.

Die Hoffnungen der BASSG ruhen auf einer höchstrichterlichen Entscheidung. Doch eine Revision vor dem Bundessozialgericht in Kassel scheiterte kürzlich - wegen eines Formfehlers, erklärt Samarita-Sprecher Höfer. Es ging dabei um eine Krankenkasse, die einen Wechsel in eine Solidargemeinschaft ablehnte. Mit einer Rüge gegen das Gericht hofft die Samarita, ein weiteres Verfahren zu erreichen.