Steroidhormon mit weniger Nebenwirkungen?

Wissenschaftler der University of Edinburgh haben das Steroidhormon Kortikosteron evaluiert. Ergebnis: Dieses Steroidhormon zog weniger Nebenwirkungen nach sich.

Wissenschaftler der University of Edinburgh haben das Steroidhormon Kortikosteron evaluiert. Ergebnis: Dieses Steroidhormon zog weniger Nebenwirkungen nach sich.

Dank neuer Forschungsansätze rückt eine verbesserte Therapie zum Ersatz essentieller Steroidhormone in greifbare Nähe.  

Die neuartige Behandlung, die weniger Nebenwirkungen haben soll als bisherige Therapieformen, könnte Patienten mit Störungen im Bereich der Nebenniere begünstigen, deren Körper unfähig sind, eine bestimmte Sorte von Steroidhormonen, die sogenannten Kortikosteroide, zu produzieren.

Kortikosteroide sind an einer Vielzahl physiologischer Prozesse im menschlichen Körper beteiligt, darunter die Regulierung des Stoffwechsels, des Blutdrucks und die Unterstützung beim Umgang mit Stress.

Die neue Therapie könnte Menschen mit Erkrankungen wie Morbus Addison und kongenitaler adrenaler Hyperplasie helfen. Diese Patienten benötigen Steroidhormonbehandlungen, um dem Risiko potentiell tödlicher Erkrankungen durch körperlichen Stress entgegenzuwirken.

Die Behandlung umfasst für gewöhnlich die medikamentöse Gabe eines der Steroidhormone, die Patienten nicht eigenständig produzieren können– das sogenannte Kortisol. Dieser Therapieansatz beeinflusst allerdings auch das Fettgewebe und kann zu einer übermäßigen Gewichtszunahme, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes führen.

Kortikosteron war ebenso effektiv wie Kortisol und hatte weniger Nebenwirkungen

Forscher der University of Edinburgh haben ein anderes Steroidhormon namens Kortikosteron untersucht, das ebenfalls vom menschlichen Körper produziert wird. Bisher ist nur wenig zu dessen Funktionsweise und Aktivität geforscht worden.

Im Mausmodell konnte das Forscherteam zeigen, dass die Wirkung von Kortikosteron auf Fettzellen im Vergleich mit Kortisol weniger intensiv ist. Sie fanden heraus, dass diese Tatsache dem Umstand geschuldet ist, dass Fettzellen eine Pumpe besitzen, die Kortikosteron, nicht jedoch Kortisol, aus den Adipozyten eliminiert.

Die Forscher testeten die Therapie an einer kleinen Patientengruppe mit Morbus Addison. Sie fanden heraus, dass Kortikosteron ebenso effektiv war wie Kortisol, aber zu weniger Nebenwirkungen im Bereich des Fettgewebes führte als Kortisol.

Professor Brian Walker, Leiter des BHF Zentrums für kardiovaskuläre Wissenschaft an der University of Edinburgh, erklärte: “Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Kortikosteron eine sicherere Alternative im Vergleich zur traditionellen  Kortisolersatztherapie bei der Behandlung von Krankheiten wie Morbus Addison oder kongenitaler adrenaler Hyperplasie darstellen könnte.”

Die Wissenschaftler stellten fest, dass diese Ergebnisse – nach weiterer Forschung – eines Tages zu einer verbesserten Therapie, auch für andere Krankheitsentitäten, führen könnte, die auf eine Steroidersatztherapie ansprechen, so zum Beispiel Asthma oder Rheumatoide Arthritis.

Von Dr. Mark Nixon, BHF Zentrum für kardiovaskuläre Wissenschaft an der University of Edinburgh, heißt es: “Die Entdeckung dieser selektiven Kortikosteronpumpe in Fettzellen könnte zu einem völlig neuen Ansatz in unserer Suche nach sichereren Steroidmedikationen führen.”