Studie könnte Therapieansatz gegen Anosmie bei COVID-19 liefern

Ein Forschungsteam glaubt herausgefunden zu haben, warum viele COVID-19-Erkrankte vorübergehend nichts mehr riechen können. Ihre Forschungsergebnisse könnten möglicherweise sogar ein neuer Ansatz für die Behandlung der Infizierten sein.

Gewebe von 23 PatientInnen untersucht, das bei Nasen-Operationen entfernt worden war

Ein Forschungsteam glaubt herausgefunden zu haben, warum viele COVID-19-Erkrankte vorübergehend nichts mehr riechen können. Ihre Forschungsergebnisse könnten möglicherweise sogar ein neuer Ansatz für die Behandlung der Infizierten sein, schreiben die Fachleute von der Johns Hopkins University School of Medicine aus Baltimore (USA) im "European Respiratory Journal".

Sie hatten für ihre Studie Gewebe von 23 PatientInnen untersucht, das bei Nasen-Operationen entfernt worden war. Die nicht mit dem Coronavirus infizierten PatientInnen waren zum Beispiel wegen Tumoren oder chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen operiert worden.

Die Forschenden konnten in den Proben extrem hohe Dosen des Enzyms ACE-2 nachweisen - und zwar genau in dem Areal der Nase, das für das Riechen verantwortlich ist. Das Enzym soll die Pforte sein, die dem Coronavirus den Eintritt in die Körperzellen ermöglicht. Darauf deuten auch andere Studien hin.

Ansatz, Infektion mit antiviralen Therapien zu bekämpfen, die direkt in die Nase gegeben werden

Die Ergebnisse müssten nun noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, sagte Andrew Lane von der US-amerikanischen Hochschule. "Wenn das der Fall ist, dann könnten wir in der Lage sein, die Infektion mit antiviralen Therapien zu bekämpfen, die direkt in die Nase gegeben werden."

Der nicht an den Forschungen beteiligte Mediziner Tobias Welte von der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover sprach von einer !klugen Studie!, die sowohl den Geruchsverlust bei vielen Infizierten erklären als auch neue Behandlungsmöglichkeiten ermöglichen könnte. Aber auch er hält weitere Forschungen für nötig.