TAF, das Schwergewicht unter den HIV-Medikamenten?

Da sich unter TAF im Gegensatz zu TDF Vorteile für die Nieren- und Knochengesundheit von HIV-Patienten gezeigt haben, werden mehr und mehr Betroffene auf TAF-basierte Therapien umgestellt. Nicht selten berichten die Patienten dann aber von einer unerwünschten Gewichtszunahme. Dadurch könnte schließlich auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ansteigen.

Stoffwechselveränderungen durch TAF-Therapie?

Da sich unter TAF im Gegensatz zu TDF Vorteile für die Nieren- und Knochengesundheit von HIV-Patienten gezeigt haben, werden mehr und mehr Betroffene auf TAF-basierte Therapien umgestellt. Nicht selten berichten die Patienten dann aber von einer unerwünschten Gewichtszunahme. Dadurch könnte schließlich auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ansteigen.

Nach Beginn einer ART kommt es bei vielen HIV-Patienten zu einer häufig zu beobachtenden Gewichtszunahme. Die Ursachen dafür sind nicht in jedem Fall bekannt und können unter anderem darin begründet sein,

Durch eine Gewichtszunahme steigt jedoch wiederum die Komorbiditätslast der Patienten, indem beispielsweise eine Insulinresistenz bis hin zum manifesten Diabetes mellitus Typ 2 oder andere metabolische Komplikationen, wie die Hypercholesterinämie, gefördert werden.

TAF oder TDF – Ist das wirklich eine Frage?

Insgesamt ist die antiretrovirale Therapie mit der Einführung der neuen Medikamente sehr viel verträglicher geworden, die Toxizität hatte zuletzt immer weiter abgenommen. Protease- und Integrasehemmer zeigten jedoch in Studien bereits ein gewisses Potenzial, das Körpergewicht zu beeinflussen. Da bildet auch das TAF als noch recht neuer "Shootingstar" am Therapeutika-Himmel anscheinend keine Ausnahme.

Seit Einführung von TAF wurden immer mehr Patienten von einer TDF-basierten Therapie auf eine TAF-Basis umgestellt. TAF soll z. B. Vorteile für die Nieren- und Knochengesundheit bieten. Dies ist zwar ein unumstößlicher Fakt, allerdings muss das Bild hier etwas genauer betrachtet werden. TAF bietet nämlich insbesondere für vorgeschädigte HIV-Patienten einen Vorteil gegenüber TDF. Wer also bereits mit Nierenschäden oder osteoporotischer Vorgeschichte eine ART beginnen soll, ist mit dem TAF deutlich besser versorgt.

Auf der anderen Seite zeigte sich in Studien, dass "gesunde", d. h. nicht vorgeschädigte, HIV-Patienten selbst 10 Jahre nach Therapiestart mit TDF keine höheres Risiko für Nieren- oder Knochenschäden aufweisen. Muss also wirklich jeder HIV-Patient gleich auf TAF eingestellt bzw. von einer gut etablierten TAD-basierten Therapie umgestellt werden?

Bis zu 5 kg mehr dank TAF?

In einer auf dem 17. MAHT 2018 vorgestellten retrospektiven Analyse wurden Daten von 42 Patienten mit HIV (33 Männer und 9 Frauen) ausgewertet, welche von einem anfangs TAD-basierten Behandlungsregime auf TAF umgestellt worden waren.

Dabei beobachteten die Forscher Gewichtsveränderungen zwischen -3,7 kg und +10,2 kg. Der BMI veränderte sich mit -0,9 kg/m2 bis +3,7 kg/m2. Beinahe jeder zweite Patient nahm im Mittel seit der Umstellung um mehr als 2 kg zu – besonders auffällig war ein Zuwachs um 10 % des Ausgangsgewichtes (rund 5 kg) bei 14 % der Patienten.

Ähnliche Effekte einer Therapieumstellung von TAD auf TAF wurden ebenso in internationalen Studien beobachtet und Nebeneffekte auf die Morbidität der Patienten sind durchaus zu erwarten. Dennoch ist bisher viel zu wenig zu den grundlegenden Mechanismen der Gewichtszunahme unter ART bekannt. Die Entwicklung einer Insulinresistenz, aber auch eine erhöhte mitochondriale Toxizität der ART werden derzeit diskutiert, in deren Folge es zu Stoffwechselveränderungen in den Adipozyten kommen könnte.

Quellen:
C36 "Clinical Issues – Gewichtszunahme unter ART", 17. Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage, 25.03.2018, Berlin
Satellitensymposium X "Generikaeintritt bei den HIV-Backbones – eine Standortbestimmung", 17. Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage, 23.03.2018, Berlin