Teure Geburt: Eltern zahlen oft für mehr Privatsphäre

Wenn Kinder geboren werden, ist das für ihre Eltern ein besonderes Erlebnis. Auch Kassenpatienten in Thüringen nehmen deshalb rund um die Geburt in Krankenhäusern regelmäßig Privatleistungen in Anspruch.

Eltern von Neugeborenen zahlen oft für mehr Privatsphäre 

Wenn Kinder geboren werden, ist das für ihre Eltern ein besonderes Erlebnis. Auch Kassenpatienten in Thüringen nehmen deshalb rund um die Geburt in Krankenhäusern regelmäßig Privatleistungen in Anspruch.

Wer in Thüringen ein Kind bekommt, nutzt in den Kliniken oft private Zusatzleistungen. So zahlen frisch gebackene Eltern oft, damit sie nach der Geburt in einem Familien- statt einem Mehrbettzimmer untergebracht werden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Im SRH-Zentralklinikum in Suhl beispielsweise würden etwa 50 Prozent der gesetzlich versicherten Eltern von Neugeborenen eine solche Privatleistung in Anspruch nehmen, sagte Kliniksprecher Christian Jacob. Dagegen wählten nur etwa fünf Prozent der Eltern nach einer Geburt ein Einzelzimmer.

Sowohl für Familien- wie auch für Einzelzimmer müssen gesetzlich Versicherte meist aus eigener Tasche einen Zuschuss zahlen, da diese Leistungen von den meisten Kassen nicht abgedeckt werden. Bei der Wahl eines Familienzimmers übernachten der Vater des Kindes oder eine andere Begleitperson der Mutter mit ihr und dem Baby gemeinsam in einem Zimmer im Krankenhaus. Kassenpatienten, die eine solche Privatleistung nicht wählen, müssen sich nach der Geburt in der Regel ein Zimmer mit einer anderen Mutter und deren Kind teilen - was weniger Privatsphäre bedeutet.

Starke Nachfrage nach Wahlleistungen

Auch Sylvia Kreyßel-Minar vom Helios-Klinikum in Erfurt sagte, zu den beliebtesten Privatleistungen, die Eltern in Anspruch nehmen, gehöre die Unterbringung in Ein- oder Zweibettzimmern. Dort hätten die Patienten auch Zugang zu gratis W-Lan und könnten ihr Essen individuell zusammenstellen. Weil diese Leistungen stark nachgefragt würden, plane das Klinikum einen Ausbau der Angebote jenseits des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen. "Mit dem Wahlleistungsbereich kommen wir den steigenden Bedürfnissen unserer Patienten nach", sagte Kreyßel-Minar.

Sowohl Jacob als auch Kreyßel-Minar traten dem Eindruck entgegen, dass die zusätzlichen Einnahmen aus solchen Privatleistungen für die Kliniken ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor seien. "Wir sind ein gemeinnütziges Unternehmen, das nicht an einer Überschussmaximierung durch Privatleistungen interessiert ist", sagte Jacob. Kreyßel-Minar erklärte, die zusätzlichen Einnahmen aus der Buchung von Wahlleistungen durch Patienten seien "zweitrangig".

Familienzimmer beliebter als Einzelzimmer

In den Thüringen-Kliniken mit Standorten in Saalfeld, Rudolstadt und Pößneck sind nach Angaben des Sprechers Stephan Breidt Familienzimmer ebenfalls deutlich beliebter als Einzelzimmer. Wie oft solche Leistungen und von welchen Eltern besonders häufig gebucht werden, konnte er nicht sagen.

Bei Inanspruchnahme von Privatleistungen rund um die Geburt von Kindern raten Vertreter der gesetzlichen Kassen zu Vorsicht – vor allem dann, wenn Ärzte Patienten zu solchen Untersuchungen oder Therapien drängen würden. "Viele private Leistungen gehören aus gutem Grund nicht in die gesetzliche Regelversorgung", sagte der Sprecher der Barmer in Thüringen, Robert Büssow. Denn oft sei ihr Nutzen wissenschaftlich nicht hinreichend belegt.

Büssow: "In jedem Fall sollten sich Versicherte vom Arzt ausführlich über Vor- und Nachteile beraten und gegebenenfalls einen Kostenvoranschlag geben lassen." Zudem sei es sinnvoll, die eigene Krankenkasse zu kontaktieren und sich von dort eine Einschätzung dazu geben zu lassen, ob eine bestimmte Privatleistung im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes sinnvoll ist oder nicht. Zu solchen Zusatzleistungen gehören etwa Akupunktur in der Schwangerschaft oder die Laser-Behandlung von Blutschwämmchen bei Säuglingen