Theranostik: Funktionelle Bildgebung bei PCa

Die Theranostik verbindet Diagnostik und Therapie funktionell miteinander. Im Fall des Prostatakarzinoms wird ein PSMA-Ligand mit einem Radioisotop wie Lutetium verknüpft. Dadurch lässt sich eine ortsspezifische Tumortherapie erreichen.

Radioisotop-markierte PSMA-Liganden helfen, gezielt Tumorzellen abzutöten.

Theranostik. Hinter diesem Kunstwort verbirgt sich ein neues Verfahren, welches Diagnostik und  Therapie funktionell miteinander verbindet. Im Fall des Prostatakarzinoms wird ein PSMA-Ligand, wie er z. B. auch im PET/CT Anwendung findet mit einem Radioisotop wie 177Lutetium verknüpft. Dadurch lässt sich eine ortsspezifische Tumortherapie erreichen.

Die Verbindung aus einem diagnostischen Marker wie PSMA und einem therapeutischen Agens wird in der Radiologie als Theranostik bezeichnet. Ganz so neu ist dieser Ansatz eigentlich nicht, doch wird er gerade für die Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms wiederentdeckt.

Schon 1941 entwickelten Seidlin und KollegInnen erstmals einen Radio-Iod-Liganden zur Behandlung des Adenokarzinoms der Schilddrüse. Ausgehend von den guten Ergebnissen in der Bildgebung des Prostatakarzinoms (PCa) mittels PSMA war es nun wohl ein kurzer Schritt bis zu PSMA-Theranostika.

PSMA in der Theranostik

In vielen Studien bewies das PSMA bereits seine Überlegenheit in der Bildgebung beim PCa gegenüber Cholin oder Fluciclovin. Darüber hinaus zeigten Visschere und KollegInnen in ihrem systematischen Review verschiedener heutiger Bildgebungsverfahren, dass das PSMA höhere Detektionsraten hatte als beispielsweise TRUS, CT, mpMRI oder Cholin-PET, insbesondere bei niedrigem PSA-Wert < 0,5 ng/ml.

Die Bildgebung bei Patienten mit metastasiertem CRPC mittels PSMA hilft bei der Lokalisierung eines Großteils der Metastasen. Die Bindung des PSMA-Liganden erfolgt spezifisch, sodass der Weg hin zu einem Radioisotop-gekoppelten PSMA-Liganden nicht weit war. 177Lutetium (177Lu) ist heute als therapeutisches Agens in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse. Dies liegt insbesondere an seinen Eigenschaften als Betastrahler. In Studien zeigte sich, dass 44% der CRPC-Patienten einen PSA-Abfall von mehr als 50% erreichten, wenn Sie mit einem 177Lu-PSMA-Liganden behandelt wurden. Das Gesamtüberleben stieg bei diesen Männern auf etwa 14 Monate an.

Seit Einführung des Radium-223 in die Behandlung des fortgeschrittenen metastasierten CRPC ist jedoch bekannt, dass Alphastrahler, wie das Ra-223, geringere Nebenwirkungen haben als z. B. 177Lu. Das 177Lutetium strahlt beispielsweise sehr viel weiter als ein engräumig begrenzt wirkender Alphastrahler. Dadurch sind Schäden am Knochenmark bei Betastrahlern sehr viel häufiger zu beobachten, woraus deren hämatologische Toxizität resultiert.

Aus diesem Grund testete eine Arbeitsgruppe aus Heidelberg unlängst 255Actinium, einen Alphastrahler, zusammen mit einem PSMA-Liganden. Die ersten vorläufigen Daten aus dieser Versuchsreihe sind in der Tat positiv zu bewerten.

Fazit

PSMA ist nicht nur ein vielversprechendes Molekül in der Bildgebung, sondern eignet sich zukünftig wohl ebenso gut als Therapieziel bei Männern mit fortgeschrittenem metastasiertem CRPC. Nichtsdestotrotz müssen weitere Studien zeigen, welche Radioliganden die erfolgversprechendsten Ergebnisse in der Theragnostik des PCa liefern werden. Mit 177Lu sowie dem etwas schonenderen Alphastrahler 255Ac sind bereits zwei Kandidaten gefunden, die in ersten Versuchsreihen überzeugende Ergebnisse geliefert haben.

Quelle: Plenary Session 3 “EANM lecture: Theranostics - The future of functional imaging”, EAU 2019, Barcelona