TK dringt auf Referat für Digitalisierung im Gesundheitswesen

Mit dem Arzt per Videochat reden oder Daten einer Diagnose senden - technisch sind solche telemedizinischen Angebote längst machbar. Alltag sind sie allerdings noch lange nicht. Die Krankenkassen würden das gerne ändern.

Referat zur Digitalisierung in der Gesundheitsbranche gefordert

Mit dem Arzt per Videochat reden oder Daten einer Diagnose senden - technisch sind solche telemedizinischen Angebote längst machbar. Alltag sind sie allerdings noch lange nicht. Die Krankenkassen würden das gerne ändern.

Für den schnelleren Ausbau telemedizinischer Angebote dringt die Thüringer Landesvertretung der Krankenkasse TK auf die Einrichtung eines Referats für Digitalisierung im Sozialministerium. Bislang seien Chancen und Risiken dieser Angebote noch ein Nischenthema in der Politik, sagte der Leiter der Thüringer TK-Landesvertretung, Guido Dressel.

Mit Hilfe telemedizinischer Angebote sollen Ärzte etwa per Videochat mit ihren Patienten kommunizieren. So könnten sie beispielsweise die Heilung einer Wunde nach einer Operation verfolgen. Gerade im ländlich Raum könnte so die ärztliche Versorgungen verbessert werden.

Sozial- und Wirtschaftsministerium müssten sich stärker dafür einsetzen, diejenigen miteinander zu vernetzen, die schon jetzt medizinische Angebote abseits von Arztpraxen oder Krankenhäusern organisieren, sagte Dressel. Bei den derzeit laufenden Projekten fehle es nicht an Geld, sondern an der Vernetzung. Dazu sei auch die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet nötig.

Neben den Krankenkassen wollen auch Thüringer Ärzte die Nutzung telemedizinischer Angebote vorantreiben. Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) plant nach eigenen Angaben ein Projekt, bei dem nicht-ärztliche Praxisassistenten die Möglichkeit bekommen sollen, Diagnosedaten bei einem Hausbesuch digital in eine Arztpraxis zu übertragen.

Die KVT-Vorstandsvorsitzende Annette Rommel warnt allerdings davor, alles in den ärztlichen Alltag zu integrieren, was technisch möglich sei. "Technische Spielereien, wie sie viele Hersteller anbieten, helfen bestimmt vielen Menschen dabei, auf ihre Gesundheit zu achten, taugen aber nur selten für die Anwendung in der Arztpraxis", sagte Rommel.

Dressel dagegen glaubt, Fitnessarmbänder oder Smartwatches könnten sowohl Krankenkassen als auch Ärzten wertvolle Daten liefern. Möglicherweise sei ein Langzeit-EKG in Zukunft vielfach nicht mehr nötig, weil die Menschen mit einer Smartwatch ihre Herzfrequenz ohnehin aufgezeichnet hätten, sagte er. Seine Hoffnung sei, dass sich so der zu erwartende weitere Anstieg der Gesundheitskosten dämpfen lasse.