Traumatisierte Flüchtlinge finden in vier neuen Zentren Hilfe

Ängste, Sucht und schwere Depressionen gehören zu den Folgen traumatischer Erlebnisse, mit denen viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Um ihnen zu helfen und ihre Integration zu erleichtern, fördert die Landesregierung vier neue Beratungszentren.

Zentren für psychosoziale Versorgung sollen Flüchtlingen helfen

Ängste, Sucht und schwere Depressionen gehören zu den Folgen traumatischer Erlebnisse, mit denen viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Um ihnen zu helfen und ihre Integration zu erleichtern, fördert die Landesregierung vier neue Beratungszentren.

Krieg, Verfolgung und lebensbedrohende Notlagen: Fast jeder zweite Flüchtling ist nach Schätzungen von Fachleuten als "psychisch krank" einzustufen. Um traumatisierten Geflüchteten beim Einleben in Hessen zu helfen, unterstützt die schwarz-grüne Landesregierung vier Anlaufstellen für die psychosoziale Versorgung dieser Menschen. Die erste davon hat sich am Donnerstag in Darmstadt vorgestellt.

Alle Einrichtungen hätten aber bereits im Dezember 2017 mit der Arbeit begonnen, sagte der Sprecher des hessischen Sozialministeriums, Markus Büttner. Die anderen drei - mit Sitz in Frankfurt, Kassel und Gießen - gingen in den nächsten Wochen auch offiziell an den Start. Die Landesregierung unterstützt jedes Zentrum mit bis zu 400.000 Euro pro Jahr. Sie sind miteinander vernetzt und tauschen sich aus.

Die Einrichtungen fußen auf Erfahrungen eines Pilotprojekts ("Step-by-Step") aus der Flüchtlingsunterkunft "Michaelisdorf" in Darmstadt. Dies war nach Darstellung des Ministeriums bundesweit einzigartig. Es bestehe die Gefahr, dass "Schatten des Traumas" auch die zweite und dritte Generation der Zuwanderer erfassten, hatte Marianne Leuzinger-Bohleber vom Sigmund-Freud-Institut gesagt, die das Projekt wissenschaftlich begleitete. So zeigten sich bei rund einem Drittel der Kinder traumatisierter Eltern Bindungsschwierigkeiten.

Die Beratungsstellen dienen als erste Anlaufstelle für die Krisenintervention und zur Stabilisierung. Sie sollen eine langfristige Hilfeplanung für die Traumatisierten gewährleisten. Sie sind aber auch Ansprechpartner für Kommunen in Fragen der psychosozialen Betreuung sowie Anlaufstellen für Therapeuten und Dolmetscher.

Das Psychosoziale Zentrum für Geflüchtete Südhessen wird von der Caritas und dem Deutschen Roten Kreuz gemeinsam getragen. Zwischen 8000 und 16.000 Geflüchtete leben danach in Darmstadt sowie den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und dem Odenwald. Bislang fehle eine angemessene psychosoziale Versorgung für sie.

In dem Zentrum in Darmstadt teilen sich künftig zwei Psychologinnen eine Stelle, dazu kommen zwei Sozialpädagogen und ein Koordinator. Die Psychologinnen sollen vor allem mit Hilfe von Dolmetschern bei einem Erstgespräch herausfinden, wie stark traumatisiert ein Mensch ist und ihm die notwendige Hilfe vermitteln.

Das Zentrum will zudem Dolmetscher dafür schulen, Fachinformationen weiterzugeben. Auch soll mit Hilfe von Dokumentation strukturellen Mängeln bei der Versorgung auf die Spur gekommen werden. Aufgebaut werden soll darüber hinaus ein Netzwerk niedrigschwelliger psychosozialer Ersthilfen. Da nicht jeder belastete Flüchtling gleich eine Psychotherapie brauche, sollten auch stressreduzierende Angebote gemacht und ein Spektrum an anderen Hilfen erarbeitet werden.