Verbraucher schätzen Zuckerkonsum falsch ein

Eine repräsentative Forsa-Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als zwei Drittel der Baden-Württemberger davon ausgehen, sie würden nur selten oder nie die von der WHO empfohlene Menge von 50 Gramm Zucker pro Tag überschreiten.

Menschen ernähren sich ungesünder als sie denken

Eine von der AOK Baden-Württemberg in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als zwei Drittel der Baden-Württemberger davon ausgehen, sie würden nur selten oder nie die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Menge von 50 Gramm Zucker pro Tag überschreiten.

Die Befragten schätzen ihren eigenen Zuckerkonsum damit viel zu niedrig ein. Die tatsächliche Menge Zucker, die ein Erwachsener in Deutschland im Durchschnitt pro Person zu sich nimmt, liegt deutlich höher – 90 Gramm pro Person.

"Die Umfrage verdeutlicht, dass die Konsumenten sich nicht bewusst sind, wie viel Zucker versteckt in Lebensmitteln enthalten ist und wie viel sie jeden Tag zu sich nehmen", erklärt Privatdozentin Dr. Sabine Knapstein, Ärztin und Ernährungsmedizinerin bei der AOK Baden-Württemberg. "Oder pauschal ausgedrückt: Die Verbraucher ernähren sich ungesünder als sie denken." Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung werden in Deutschland mehr als 80 Prozent des Zuckers in Form von Erfrischungsgetränken, Süßwaren, Backwaren und anderen industriell hergestellten Nahrungsmitteln aufgenommen.

Zu viel Zucker kann dick machen

Zucker zählt zu den Kohlenhydraten. Er liefert viele Kalorien, ist aber praktisch frei von Nährstoffen und Ballaststoffen. Eine Erhebung bei Erwachsenen in England zeigte, dass mit steigendem Zuckerkonsum auch mehr Fett verzehrt wird. "Eine erhöhte Zuckeraufnahme kann ebenso wie ein hoher Fettkonsum zu Übergewicht führen, das ein Risikofaktor für ernst zu nehmende Erkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall ist. Insbesondere zur Vorbeugung zum Beispiel von Diabetes-, Herzerkrankungen und Schlaganfall sind eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten sowie mehr Bewegung und Sport empfehlenswert", erläutert PD Dr. Sabine Knapstein.

Die Bereitschaft, auf Zucker zu verzichten, ist offenbar vorhanden. 50 Prozent der Befragten haben bereits einmal versucht, ihren Zuckerverbrauch zu verringern; weitere 18 Prozent haben es zumindest vor. Den wenigsten Menschen ist allerdings bewusst, wie viel Zucker sie tatsächlich zu sich nehmen: Zwei Gummibärchen beispielsweise enthalten drei Gramm Zucker, also etwa ein Stück Würfelzucker. Fertigpizza bringt es auf sechs bis acht Zuckerwürfel und auch Ketchup enthält knapp ein Drittel Zucker.

Alternativen zu Zucker werden nur selten genutzt

Alternativen zum klassischen Haushaltszucker kommen bei den Befragten als Süßungsmittel bisher recht selten zum Einsatz. Lediglich 46 Prozent der Befragten sagen, sie würden wenigstens hin und wieder eine Alternative wie Süßstoff, Stevia, Honig, Agavendicksaft oder Ahornsirup nutzen. Insbesondere beim Kochen und Backen dominiert Zucker als Süßungsmittel. 61 Prozent sagen, sie würden hier nie auf Zucker verzichten.

Die Angaben der Lebensmittelindustrie auf ihren Produkten halten 56 Prozent der Teilnehmer der Umfrage für nicht ausreichend. Auf Lebensmittel-Etiketten tauchen häufig Begriffe auf, die nicht auf den ersten Blick verraten, dass es sich um Zucker und andere energiereiche Süßungsmittel handelt. Verbraucher sollten daher auf Begriffe achten, die auf "-ose" enden – dahinter verbergen sich in aller Regel Zuckerarten. Andere Süßungsmittel wie Honig oder Dicksäfte sind ähnlich energiereich und können zu Schäden an den Zähnen führen. "Hier gilt es anzusetzen", so PD Dr. Sabine Knapstein. "Wer gesundheitsbewusster leben will, muss sich Lebensmittel-Etiketten daher schon sehr genau anschauen."