Mindestens 30 neue Medikamente stehen 2017 vor der Zulassung

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) erwartet für Deutschland die Markteinführung von mindestens 30 Medikamenten mit neuem Wirkstoff; sie sollen Patienten mit unterschiedlichsten Krankheiten helfen.

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) erwartet für Deutschland die Markteinführung von mindestens 30 Medikamenten mit neuem Wirkstoff; sie sollen Patienten mit unterschiedlichsten Krankheiten helfen.

"Für 2017 zeichnen sich weitere Fortschritte für viele Patientinnen und Patienten ab; ebenso dürften sich die Möglichkeiten erweitern, Infektionen vorzubeugen. Denn Pharma-Unternehmen haben zahlreiche neue Medikamente in der EU zur Zulassung eingereicht oder können diese nach bereits erteilter Zulassung auf den deutschen Markt bringen." Das sagte Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), in Berlin mit Blick auf das kommende Jahr. Der Verband rechnet mit der Einführung von mindestens 30 Medikamenten mit neuem Wirkstoff in Deutschland.

2017 dürften erneut rund ein Drittel der neu eingeführten Medikamente der Behandlung verschiedener Krebsarten dienen, darunter unter anderem Lungenkrebs (NSCLC) und verschiedene Leukämie-Formen. Die neuen Medikamente nutzen ein breites Repertoire an Wirkprinzipien, die teils an den Tumorzellen selbst ansetzen, teils an benachbarten Immun- und Gefäßzellen, die von den Krebszellen manipuliert werden. Dazu Fischer: "Die Pharmaforscher unserer Unternehmen konzentrieren sich bewusst nicht nur auf eine Wirkungsweise, sondern versuchen, für jede Krebsart möglichst mehrere Behandlungsarten zu ermöglichen. Diese können bei Bedarf nacheinander oder kombiniert eingesetzt werden und ermöglichen eine auf den jeweiligen Patienten angepasste Therapiewahl."

Ein zweiter Schwerpunkt könnte 2017 bei Mitteln gegen Infektionskrankheiten liegen. So sind gleich drei Impfstoffe im Zulassungsverfahren. Einer davon ist der erste Impfstoff gegen Dengue-Fieber - eine Viruskrankheit, mit der sich Reisende in der Karibik, in Südostasien und anderen tropischen und subtropischen Regionen anstecken können. Die anderen Impfstoffe sollen vor Gürtelrose und Hirnhautentzündung durch B-Meningokokken schützen. Ferner ist die Zulassung von Medikamenten gegen HIV und Hepatitis B beantragt. Auf den Markt kommen könnten zudem zwei resistenzbrechende Antibiotika und das erste Medikament, das schädliche Bakterien (hier Clostridium difficile, Verursacher von Durchfall und Koliken) mit gentechnischen Antikörpern entwaffnen soll - weitere solche Medikamente sind gegen andere Bakterien in Entwicklung.

Gegen nicht-infektiöse Entzündungskrankheiten sind ebenfalls eine Reihe von Medikamenten im Zulassungsverfahren - etwa gegen Multiple Sklerose, Asthma, Morbus Crohn, Schuppenflechte und Psoriasis-Arthritis. Allen diesen Krankheiten liegen Fehlfunktionen des Immunsystems zugrunde. Dementsprechend wirken die meisten der neuen Medikamente, indem sie gezielt in die Kommunikation zwischen bestimmten Immunzellen eingreifen. Hier könnten 2017 gleich mehrere neue Therapieprinzipien eingeführt werden (Hemmung bestimmter Janus-Kinasen und verschiedener Botenstoffe vom Interleukin-Typ).

Orphan Drugs

Rund ein Viertel der Medikamente mit neuem Wirkstoff dürften sogenannte Orphan Drugs sein, die der Behandlung von Patienten mit seltenen Krankheiten dienen; 2017 könnten unter anderem Medikamente gegen erbliche Stoffwechsel- oder Gerinnungsstörungen und gegen mehrere seltenen Krebsarten herauskommen. Schon in den letzten fünf Jahren hatten Orphan Drugs einen Anteil von 15 bis 33 Prozent an den Neueinführungen. "Daran sieht man, dass die Arzneimittelentwicklung für Menschen mit seltenen Erkrankungen ein integraler Bestandteil der Arbeit forschender Pharma-Unternehmen geworden ist, obwohl mit den meisten Orphan Drugs nur sehr begrenzte Umsätze erzielt werden können", so Fischer. "Zugleich suchen Pharmaforscher aber auch für häufigere Krankheiten weiter nach besseren Therapiemöglichkeiten, denn auch hier ist der medizinische Bedarf weiterhin groß".